KOMMENTAR des B-Kapitels

B. LEBENSUNTERHALT UND ARBEITEN

BA. LANDWIRTSCHAFT

BAA.Vorzeichen eines guten / schlechten Jahres aufgrund der Herbst-, Winter- und Frühlingszeichen (Wetter, Vögel)

38. Vorzeichen einer reichlichen Ernte, eines guten Jahres u.ä.
Wenn es sieben Winter gibt, dann kommt ein guter Sommer. EV 10272 : 3 Var.
Wenn der Stumpf sieben Hüte (d. i. Schneehütel) trägt, dann kommt ein kornreiches Jahr (Wenn es im Winter siebenmal schneit). EV 4935 : 5 Var.
Je kälter der Winter, desto größer die Ernte. EV 5128 : 1 Var.
Je dicker der Schnee im Winter, desto dichter das Korn im Sommer. EV 8280 : 4 Var.
Je höher die Schneehaufen, desto größer die Kornhaufen. EV 4849 : 85 Var.
Wenn die Schneehaufen zur Weihnachtszeit bis zur Traufe reichen, dann wird das Korn im Sommer bis an die Brust wachsen. EV 2717 : 1 Var.
Kalte Weihnachten (25. XII) und ein gutes Jahr sind Brüder. EV 5126 : 3 Var.
Wenn am Morgen des ersten Weihnachtstages (25. XII) die Sonne, der Morgenstern und der Mond alle drei auf einmal zu sehen sind, dann soll das nächste Jahr kornreich sein. EV 2733 : 1 Var.
Ist der Wald in der Neujahrsnacht im Gefängnis (d. i. es gibt viel Schnee), so gibt Gott eine reiche Ernte. EV 7751 : 1 Var.
Wenn am Antoniustag (17. I) das Schwein am Himmel die Sonne sieht, dann wird es ein guter Sommer werden. EV 12291 : 10 Var.
Wenn am Antoniustag (17. I) die Sonne auch nur so lange scheint, daß der Mann aufs Pferd zu springen sieht, dann kommt eine angenehme Zeit. EV 12287 : 320 Var.
Wenn es am Antoniustag (17. I) stöbert, dann jubelt der Landmann. EV 12289 : 2 Var.
Wenn Peeter in Fesseln ist (d. i. wenn es am Peterstag, 22. II friert), dann soll man den Hinterhof besäen. EV 8507 : 1 Var.
Wenn die Sonne am Fastnachtstag so viel scheint, daß man (währenddessen) ein Pferd anspannen kann, so ist im Frühling gutes Wetter. EV 13889 : 7 Var.
Wenn der Fleischwurf (d. i. die Fastnacht) auf den Sommer zuspringt, dann kommt ein gutes Jahr. EV 5819 : 1 Var.
Regnerische Pfingsten, fette Weihnachten (25. XII). EV 14065 : 15 Var.
Wenn der Ochs am Marientag (Mariä Verkündigung, 25. III) unter der Traufe trinken kann, so kommt ein gutes Getreidejahr. EV 6234 : 6 Var.
Wenn die Wasserenden (d. i. das Wasser) am Marientag (Mariä Verkündigung, 25. III) zusammenlaufen, kommt ein guter Frühling. EV 6228 : 2 Var.
Wenn bis zum Marientag (Mariä Verkündigung, 25. III) der Pede-Fluß in den Peipussee geht, kommt ein guter Sommer. EV 6227 : 1 Var.
Wenn die Krähe am Marientag (Mariä Verkündigung, 25. III) den ersten Balken fürs Nest legt, so ist ein gutes Erntejahr zu erwarten. EV 13812 : 1 Var.
Wenn am Tag des Pflügens (Tiburtiustag, 14. IV) der Bettler den Stock in die Erde stecken kann, kommt ein gutes Jahr. EV 5173 : 4 Var.
Wenn die Erde eher grün wird als der Wald, dann kommt ein reicher Sommer. EV 6197 : 1 Var.
Wenn im Frühling lange Eiszapfen an der Traufe (hängen), so sind im Sommer die Ähren lang. EV 3662 : 1 Var.
Je mehr Reif im Frühling auf der Erde, desto mehr Korn im Herbst im Kornkasten. EV 802 : 1 Var.
Ein kalter und kühler Frühling bringt einen kornreichen Herbst. EV 5105 : 1 Var.
Wenn der Kranich im Frühling hell jauchzt, dann jauchzt der Bauer im Herbst am Kornkasten. EV 4571 : 1 Var.
Wenn der Mai kalt und rauh ist, sind der Speicher und das Haus voll. EV 6340 : 1 Var.
Ein kalter Mai und ein nasser Juni füllen die Keller und Speicher bis zur Decke. EV 5114 : 2 Var.

39. Vorzeichen einer schlechten Ernte, eines Hungerjahres u.ä.
Hat der Wald es im Winter schwer, so haben auch die Menschen ein schweres Jahr. EV 6768 : 1 Var.
Wenn im Winter die Bäume immer voller Schnee sind, dann sagen die Alten: Die Bäume sind in Not und es kommt eine arme Zeit (d. i. Hungerzeit). EV 11550 : 1 Var.
Wenn im Winter der Wald gefangen ist, so ist im Sommer das Getreide gefangen. EV 11551 : 1 Var.
Wenn die Wälder in den Neujahrsnächten bereift sind, dann ist das Volk im nächsten Jahr im Gefängnis (d. i. in Not). EV 7750 : 1 Var.
Tauwetter im Monat Januar ist des Hungers Mutter. EV 2362 : 1 Var.
Wenn es zur Lichtmeß (2. II) regnet, laufen dem Bauern die Augen Wasser. EV 5214 : 1 Var.
Wenn es zur Lichtmeß (2. II) soviel taut, daß der Hahn unter der Traufe trinken kann, dann schaden im Frühling allzu starke Regengüsse den Feldern. EV 5218 : 3 Var.
Tauwetter zur Lichtmeß (2. II) und Dürre am Margaretentag ( 13. VII) sind des Hungers Mutter. EV 5236 : 10 Var.
Wenn es am Morgen des Georgstags (23. IV) regnet, wird die Roggenernte um die Hälfte kleiner (sein). EV 2808 : 7 Var.
Frühes Gewitter, später Hunger. EV 13700 : 1 Var.
Ist es im Frühling leicht zu graben, dann ist es im Herbst schwer zu ernten. EV 3658 : 1 Var.
Die Nachtigall im kahlen Wald, leichte Garben an der Stange (d. i. vor dem Dreschflegel). EV 14818 : 2 Var.
Wenn im Frühling der Wiedehopf viel ruft, dann soll er fürs nächste Jahr Hunger herbeirufen. EV 3666 : 1 Var.
Wenn der Kuckuck spät ruft, dann ruft er Spreu herbei. EV 4917 : 1 Var.
Wenn die Gerstenähre draußen ist, ruft der Kuckuck Hunger. EV 3627 : 1 Var.

40. Die Alternative des Guten und des Bösen
Der gute Pärtel (Bartholomäustag, 24. VIII) bringt vorher Sturm, der schlechte nachher. EV 9328 : 6 Var.
Wendet sich am Michaelstag (29. IX) der Wind, so wenden sich (d. i. verändern sich) auch die Kornpreise. EV 6817 : 1 Var.
Wenn Frösche in den Getreideschober eindringen, ist das Korn in diesem Jahr billig; sind dort Ratten, wird es teuer. EV 4315 : 1 Var.
Wenn am Martinstag (10. XI) das Siebengestirn klar untergeht, so kommt ein gutes Erntejahr. EV 6391 : 23 Var.
Ein düsterer Weihnachtstag (25. XII) verspricht volle Ähren, ein klarer Weihnachtstag leere Ähren. EV 11433 : 1 Var.
Wenn sich der Bär zur Lichtmeß (2. II) auf die andere Seite dreht, dann kommt bald der Frühling, und ein schöner Frühling; dreht er (sich) nicht, dann kommt ein schlechter Frühling. EV 5223 : 1 Var.
Ruft der Kuckuck drei Tage vor dem Georgstag (23. IV), dann kommt ein fruchtbares Jahr; ruft der Kuckuck aber drei Tage nach dem Georgstag, dann kommt ein Hungerjahr. EV 4916 : 1 Var.
Wenn die Birken am Georgstag (23. IV) Kätzchen haben, wird es Trauriges geben; wenn sie Blätter haben, wird es Brot geben; wenn sie blätterlos sind, wird es Geld geben. EV 2817 : 1 Var.
Wenn der Kuckuck in den blätterlosen Wald kommt, dann (gibt es) Korn; wenn zur Kätzchenzeit, dann Not; wenn zur Blätterzeit, dann Brot. EV 4915 : 125 Var.
Kommt die Nachtigall in einen belaubten Wald, (so) bringt sie ein fruchtbares Jahr; kommt sie in einen entlaubten Wald, (so) bringt sie ein Hungerjahr. EV 14814 : 2 Var.
Wenn ein schlechter Frühling, (dann) hat man einen guten Sommer: ist der Frühling gut, dann ist der Sommer schlecht. EV 790 : 1 Var.

41. Vorzeichen dazu, ob das Getreide Frostschaden bekommt oder nicht
Wenn im Herbst vor Sonnenaufgang auch nur eine Wolke am Himmel so groß wie eine Pferdehaut ist, dann erfriert das Korn auf dem Feld nicht. EV 11371 : 1 Var.
Wenn am Bartholomäustag (24. VIII) die Dachrinnen träufeln, dann schädigt der Frost am Johannistag (24. VI) das Getreide. EV 9337 : 1 Var.
Wenn der Wald am alten Michaelstag (19. IX) entlaubt ist, bleibt das Korn im nächsten Herbst im Frost. EV 6766 : 1 Var.
Wenn das Siebengestirn am Katharinentag (25. XI) vor Sonnenaufgang untergeht, dann schadet der Frost im nächsten Herbst dem Getreide nicht. EV 11075 : 1 Var.
Wenn der Wald im Januar die Nadeln abwirft, dann scheint der Vollmond im Februar bei Tagesanbruch; wenn der Vollmond im Februar bei Tagesanbruch scheint, dann schädigt der Frost im Herbst das Getreide. EV 2363 : 1 Var.
Wenn es im Lichtmonat (Februar) soviel taut, daß Schnee an der Peitschenschnur haftenbleibt, nimmt (d. i. beschädigt) der Frost das Sommergetreide nicht. EV 5213 : 1 Var.
Wenn der Frost in der Nacht des Marientages (Mariä Verkündigung, 25. III) das Hühnerei draußen zerbricht, dann kommt ein kalter Frühling. EV 6233 : 60 Var.
Wenn sich der Pferdedreck in der Marientagsnacht (Mariä Verkündigung, 25. III) mit Reif bedeckt, erfriert im Herbst das Korn nicht. EV 6232 : 2 Var.
Wenn am Georgstag (23. IV) auf dem Dach kein Schnee ist, dann schädigt der Frost das Getreide nicht. EV 2815 : 1 Var.
Wenn die Kälte im Frühling die Blüten beschädigt, so beschädigt sie im Herbst (auch) das Korn. EV 5093 : 2 Var.
Wenn im Frühling der Froschlaich erfriert, (so) erfriert im Herbst das Getreide. EV 3655 : 45 Var.

[42–43] Omina konkreter Getreidearten

42. Korn (Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen)
Wenn am Michaelstag (29. IX) der Weg staubt, kannst du im nächsten Jahr Roggen Mit dem Sack nehmen. EV 6818 : 1 Var.
Vor Weihnachten (25. XII) der Roggenreif und nach Weihnachten der Spreureif. EV 2719 : 1 Var.
Wenn es zur Lichtmeß (2. II) soviel taut, daß der Hahn trinken kann, dann bekommt nur der Gutsherr Bier; aber wenn ein Ochs trinken kann, dann bekommt auch der Bauer Bier. EV 5217 : 25 Var.
Wenn es zur Lichtmeß (2. II) taut, kann der Knecht Bier machen (d. i. brauen), aber wenn es nicht taut, so kann sogar der Bauer kein Bier machen. EV 5215 : 1 Var.
Wenn am Matthiastag (24. II) eine Wegspur verschneit und die andere frei ist, dann bekommt man eine Art von Getreide und die andere nicht (d. i. entweder Winter- od. Sommergetreide); wenn beide verschneit sind, bekommt man beide Getreidearten; wenn beide frei sind, bekommt man weder die eine noch die andere. EV 6267 : 5 Var.
Wenn die Kraniche auf dem Eis singen, dann singen die Männer im Herbst beim Bier. EV 4569 : 1 Var.
Wenn die Dachrinnen vor dem Georgstag (23. IV) tropfen, kann sogar der Bettler Bier trinken. EV 12011 : 2 Var.
Wenn es am Georgstag (23. IV) vormittags regnet, ist die Roggenernte um die Hälfte kleiner, wenn es aber nachmittags regnet, ist die Gerstenernte um die Hälfte kleiner. EV 2810 : 1 Var.
Wenn am Georgstag (23. IV) auf dem Pferdekot Reif liegt, so kommt immer ein guter Sommer. EV 2796 : 15 Var.
Wenn am Morgen des Georgstags (23. IV) auch (nur) ein so großer Fleck wie ein Hufeisen am Himmel rot ist, bekommt man schon Buchweizen; wenn man aber keine Röte sieht, lohnt es sich nicht, Buchweizen zu säen. EV 2807 : 1 Var.
Erlenkätzchen ― Brotkätzchen; Birkenkätzchen ― Gerstenkätzchen, Espenkätzchen ― Haferkätzchen, dicke runde Erlenkätzchen ― Hungerkätzchen. EV 5750 : 8 Var.
Wie im Frühling die Erlen Kätzchen haben, so hat im H erbst der Hafer Ähren. EV 3656 : 1 Var.
Ein kalter Frühling ― ein gutes Gerstenjahr, ein warmer Frühling ― ein gutes Roggenjahr. EV 5107 : 1 Var.

43. Flachs
Wenn die Bachstelze vor dem Georgstag (23. IV) das Eis zertrampelt, wächst in diesem Jahr sehr guter Flachs. EV 5872 : 1 Var.
Siehst du die erste Bachstelze beim Fluge, wächst faseriger Flachs; siehst du sie auf der Erde, wächst niedriger (Flachs), siehst du sie auf dem Zaunpfahl, wächst hoher Flachs. EV 1820 : 20 Var.

BAB. Regen und Dürre während des Wachstums des Getreides

44. Regen ist für das Getreide gut
Getreide wächst bei Regen, aber Hafer wächst bei Tau. EV 14193 : 1 Var.
Bei Regen bekommt man Getreide, bei Dürre Stroh. EV 14052 : 1 Var.
Regen gibt dem Ertrag hinzu. EV 14055 : 1 Var.
Regen ist des Lehmbodens Dünger. EV 14059 : 1 Var.
Ein Tropfen Regen vom Himmel ist mehr als ein Dampfer auf dem Meer. EV 12008 : 1 Var.
Wenn es am Siebenschläfertag (27. VI) donnert und regnet, dann kommen noch sieben Saatkörner auf und fangen an zu wachsen. EV 10280 : 1 Var.
Wenn es am Piitrestag (29. VI) einmal regnet, ist auf eine mittelmäßige Ernte zu hoffen; wenn es zweimal regnet, kommt eine gute Ernte, und wenn dreimal, dann eine sehr reiche. EV 8514 : 1 Var.

45. Frühlingsschnee, der Regen vor dem Johannistag sind günstig (ein späterer Regen ist ungünstig)
Frühlingsschnee soll für die Getreideschößlinge wie eine Mistschicht sein. EV 3670 : 40 Var.
Der Schnee am ersten Mai wiegt das Gold der Stadt Riga auf. EV 6070 : 1 Var.
Frühlingsregen ist teurer als Gold. EV 3677 : 1 Var.
Der Regen des Blättermonats (d. i. des Monats Mai) bereitet das Feld auf das Ernten vor. EV 5628 : 1 Var.
Warmer Regen eine Woche vor Jaan (Johannistag, 24. VI) hilft dem Bauern in den Schlitten. EV 10594 : 1 Var.
Regen am Johannistag (24. VI) verlängert das Korn. EV 2355 : 1 Var.
Der Regen in der fünften Woche (d. i. die Woche der Aussaat) soll dem Roggen die Hälfte hinzubringen. EV 14072 : 2 Var.
Vor Jaan (Johannistag, 24. VI) ist der Regen mehr wert als des Königs Krone. EV 2321 : 1 Var.
Ein Regenschauer zur Johanniszeit (24. VI) ist mehr wert als der Winkel Lehola (d. i. ein Ortsname). EV 14063 : 1 Var.
Der Regen vor dem Johannistag (24. VI) ist mehr wert als die Stadt Riga. EV 14044 : 2 Var.
Rieseln am Vormittag des Johannistages (24. VI) erquickt mehr als ein großer Schauer am Nachmittag. EV 2350 : 1 Var.
Bis zum Jakobstag (25. VII) regnet es in den Kornkasten und nach dem Jakobstag aus dem Kornkasten heraus. EV 2310 : 7 Var.
Vor dem Jakobstag (25. VII) bitte um Regen, nach dem Jakobstag regnet es sowieso. EV 2302 : 4 Var.
Im Frühling bitte um Regen, im Herbst bekommt man ihn auch so. EV 3639 : 1 Var.
Frühlingsregen gibt Gedeihen, Herbstregen verdirbt. EV 3676 : 4 Var.
Frühlingsregen ist klug, Herbstregen dumm. EV 3675 : 1 Var.

46. Dürre ist für das Getreide schädlich (schädlicher als der Regen)
Dürrejahr ― Hungerjahr. EV 9234 : 1 Var.
Dürre wird ja nicht bessern (d. i. wenn es viel geregnet hat). EV 9230 : 1 Var.
Piitres (Peterstag, 29. VI) Dürre macht das Getreide fest (d. i. verhindert das Wachstum des Getreides). EV 8510 : 1 Var.
Ist es am Margaretentag (13. VII) trocken, so ist der Brotlaib klintschig. EV 6407 : 1 Var.
Ist der Margaretentag (13. VII) trocken, so bleiben die Augen der Kartoffeln wäßrig. EV 6406 : 1 Var.
Der Flachs soll einmal gesagt haben: "Die Sonne macht mich größer, der Regen streckt mich, die Dürre verbrennt mich ganz". EV 5858 : 1 Var.
Des Regens Kinder lachen, der Dürre Kinder weinen. EV 14054 : 2 Var.
Dürre muß des Regens Spuren ebnen, aber Regen vermag nicht, der Dürre Spuren zu ebnen. EV 9240 : 1 Var.
Besser des Regens Getreide als der Dürre Spreublättchen. EV 14048 : 2 Var.

47. Regen ist schädlicher als Dürre
Das Feld leidet ja nicht unter der Dürre. EV 9139 : 1 Var.
Nach Dürrejahren lächelt die Erde, nach Regenjahren weint (sie). EV 9233 : 1 Var.
Bei Dürre bekommt man immer etwas, aber das Wasser nimmt alles weg. EV 9236 : 2 Var.
Ein trockenes Jahr ist wie eine gelte Kuh, ein nasses Jahr läßt ganz ohne. EV 4458 : 1 Var.
Ein trockener Sommer ― auf den Kornkasten im Speicher soll eine Stange gesetzt werden; ein nasser Sommer ― vom Kornkasten soll eine Stange heruntergenommen werden. EV 4467 : 1 Var.
Am trockenen Busen hält sich Weißbrot am feuchten Gerstenbrot. EV 4464 : 1 Var.
Das Brotstück ist in der Dürre Scoß. EV 9239 : 1 Var.
Dürre kommt, ein Brötchen im Schoß; Regen kommt, die Rute im Schoß. EV 9241 : 2 Var.
Besser den Dürrelaib als den Regenfladen essen. EV 9229 : 1 Var.
Trockene Zeit bringt halben Hunger, nasse Zeit ganzen Hunger. EV 4459 : 1 Var.
Langer Regen ist magerer (d. i. schädlicher) als Dürre. EV 14050 : 1 Var.
Der Dürre Kinder lachen, des Regens Kinder weinen. EV 9238 : 65 Var.
Der Regen verliert wohl der Dürre Spuren, aber die Dürre verliert nicht des Regens Spuren. EV 14058 : 8 Var.
Der Dürre Spuren heilen, des Regens Spuren heilen nicht. EV 9237 : 8 Var.
Wenn es noch vor dem Heumarientag (Mariä Heimsuchung, 2. VII) regnet, so lassen sich der Dürre Spuren noch heilen (d. i. beseitigen). EV 1194 : 3 Var.
Besser der Dürre Stroh als des Regens Korn. EV 9232 : 27 Var.
Des Regens Getreide und der Dürre Spreublättchen. EV 14057 : 2 Var.
Besser der Sonne Hitze als des Regens Kühle. EV 9279 : 1 Var.

48. Regen und Dürre (verschiedenartiges). "Trockener" Blitz
Wenn Gott seine Hand zudrückt, kann man von nirgends nehmen (d. i. bei anhaltender Dürre). EV 2637 : 2 Var.
Mancher Regen verdirbt das Getreide, mancher Regen läßt das Getreide gedeihen. EV 14046 : 1 Var.
Regen bei Neumond bringt mehr Gedeihen als bei Altmond. EV 7564 : 3 Var.
Ist es am Bärentag (Margaretentag, 13. VII) trocken, dann gibt Gott einen guten Herbst. EV 3323 : 2 Var.
Der Altmondblitz im August macht das Getreide reif. EV 467 : 1 Var.
Das Himmelslicht sät Pilze und läßt das Getreide reifen. EV 11469 : 4 Var.

BAC. Vegetation

49. Prognose des Reifwerdens aufgrund des Wachstums und der Entwicklung des Frühlings
Wenn Blüten nicht zu sehen sind, ist kein Korn zu erwarten. EV 14627 : 1 Var.
Wenn die Lerche erst nach dem Marientag (Mariä Verkündigung, 25. III) kommt, kann man Roggen auch nicht vor dem Jakobstag (25. VII) ernten. EV 6115 : 1 Var.
Wenn die Roggenschößlinge vor dem Kreuztag (d. i. vor der Himmelfahrt) die Furche bedecken, dann ist das Brot vor dem Jakobstag (25. VII) da. EV 9778 : 1 Var.
Tau vor dem Georgstag (23. IV), Roggen vor dem Jakobstag (25. VlI). EV 3414 : 45 Var.
Wenn es vor dem Georgstag (23. IV) donnert, muß man vor dem Jakobstag (25. VII) ernten. EV 2806 : 4 Var.
Wenn die Roggenschößlinge vier Wochen vor dem Georgstag (23. IV) anfangen zu treiben, kommt körniger Roggen. EV 9966 : 1 Var.
Wenn die Getreideschößlinge vor dem Georgstag (23. IV) flattern, dann kann man vor dem Jakobstag (25. VII) ernten. EV 8073 : 5 Var.
Wenn der Roggenschößling sich vor dem Georgstag (23. IV) von der Stelle bewegt (d. i. anfängt zu treiben), kann man vor dem Jakobstag (25. VII) ernten. EV 9844 : 18 Var.
Wenn der Roggenschößling am Georgstag (23. IV) eine Krähe verdeckt, so bekommt man schönen Roggen. EV 9843 : 7 Var.
Wenn die Keime zum Jaan (Johannistag, 24. VI) treiben, dann gibt's vor dem Jakobstag (25. VII) Brot. EV 2292 : 3 Var.
Wenn man vor Jaan (Johannistag, 24. VI) Erdbeeren bekommt, so bekommt man vor dem Jakobstag (25. VII) das erste Brot von der neuen Ernte. EV 2338 : 3 Var.
Wenn am Jakobstag (25. VII) die Gerstenähre nicht zu sehen ist, wird nichts daraus. EV 3625 : 4 Var.
Wenn am Jakobstag (25. VII) an jeder Feldecke noch eine Gerstenähre ist, dann hat man dieses Jahr noch Hoffnung, Gerste zu bekommen. EV 2312 : 3 Var.
Wenn der Flachs am Johannistag (24. VI) so lang wie eine Stricknadel wächst, dann wächst guter, hoher Flachs. EV 5849 : 2 Var.
Wenn der Flachs am Heumarientag (Mariä Heimsuchung, 2. VII) dem Frosch bis an die Brust reicht, kann man noch guten Flachs ernten. EV 5848 : 4 Var.
Aus diesem Flachs wird noch etwas werden, über den man am Jakobstag (25. VII) einen Heuschober ziehen kann. EV 5865 : 2 Var.
Was zum Bartholomäustag (24. VIII) halbfarben ist, das wird nicht mehr reifen. EV 9338 : 1 Var.

[50–52] Die Dauer der Vegetation, Etappen, Entwicklung. Das Reifwerden der Ernte: "Notbrot", die Vervollkommnung

50. Korn
Der Roggen hat zwei Wochen Blütezeit, zwei Wochen Wachstumszeit und zwei Wochen Reifezeit. EV 9832 : 11 Var.
Das Versprechen der Gerste: "Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich in acht Wochen im Krug springen" (d. i. in acht Wochen wird das Bier im Krug fertig sein). EV 3624 : 4 Var.
Der Roggen soll gesagt haben, daß er neun Nächte und Tage wartet, bis der andere, jüngere nachkommt, und dann zusammen mit dem anderen reif wird. EV 9960 : 1 Var.
Wenn der Roggen schon blüht, dann bring die Kinder in den Roggen ― (sie) werden nicht mehr sterben. EV 9958 : 1 Var.
Am Erikstag (18. V) schießt der Roggen in die Ähren. EV 503 : 2 Var.
Es gibt keine Vierten Festtage (d. i. Pfingsten) ohne Ähre und keinen Johannistag (24. VI) ohne Korn. EV 8475 : 7 Var.
Zum Johannistag (24. VI) der Mist hinausgefahren, zum Peterstag (29. VI) das Brachfeld gepflügt, zum Jakobstag (25. VII) die Zackenschote (d. i. Unkraut) geeggt. EV 2352 : 1 Var.
Jaan (Johannistag, 24. VI) kommt, das Brotende unterm Arm, Jakob (Jakobstag, 25. VII ) kommt, der Brotlaib auf dem Kopf. EV 2331 : 3 Var.
Maret (Margaretentag, 13. VII) kommt mit dem Kuchensack, Jakob (Jakobstag, 25. VII) bringt ein trockenes Brotstück. EV 6403 : 1 Var.
Maret (Margaretentag, 13. VII) kommt mit ungesäuertem Brot, Jaagup (Jakobstag, 25. VII) mit saurem Brot. EV 6404 : 1 Var.
Maret (Margaretentag, 13. VII) gibt Notbrot, Jaagup (Jakobstag, 25. VII) einen großen Brotaib. EV 6400 : 15 Var.
Vom Margaretentag ( 13. VII) an bekommt man Notbrot, vom Olafstag (29. VII) an Roggenbrot. EV 6408 : 1 Var.
Jaagup (Jakobstag, 25. VII) gibt selten Brot. EV 2294 : 1 Var.
Die Erntezeit draußen, der Jakobstag (25. VII) auf den Beinen. EV 12975 : 4 Var.
Jaagup (Jakobstag, 25. VII) bringt einen großen Brotlaib, Olev (Olafstag, 29. VII) ein hartes Endstück (des Brotes). EV 2297 : 1 Var.
Jaak (Jakobstag, 25. VII) kommt, der Brotlaib unter dem Arm; Ool (Olafstag, 29. VII) hinterher, der Hammel auf dem Rücken. EV 2316 : 2 Var.
Am Jakobstag (25. VII) Mehlsuppe, am Olafstag (29. VII) neues Brot. EV 2306 : 1 Var.
Am Jakob (Jakobstag, 25. VII) ein Notbrot, am Laurits (Laurentiustag, 10. VIII) ein breites Brot, am Pärtel (Bartholomäustag, 24. VIII) einen Brotlaib fürs ganze Haus. EV 2295 : 20 Var.
Am Laurentiustag (10. VIII) Elendsbrot, am Olafstag (29. VII) richtiges Brot. EV 5615 : 2 Var.
Fingernägel knüpfen, Zehennägel verantworten. EV 11176 : 8 Var.
Man sagt, die Erdbeeren seien einen Monat früher reif als Gerste. EV 11875 : 1 Var.
Am Bärentag (Margaretentag, 13. VII) wird auch die Roggenwurzel abgebrochen. EV 3324 : 1 Var.

51. Flachs. Bohnen und Erbsen. Äpfel. Hopfen
Der Flachs soll befohlen haben, ihn am Jakobstag (25. VII) zu besuchen. EV 5854 : 2 Var.
Wenn die Bohne blüht, sollte man sie nicht rupfen: Auch der Teufel selbst geht dann nicht in die Bohnen (d. i. aufs Bohnenfeld). EV 12794 : 1 Var.
Der Fasttag (6. (19.) VIII) gibt Bohnen- und Erbsenschoten in die Hand. EV 8168 : 1 Var.
Am Fasttag (6. (19.) VIII) werden die Äpfel sauber. EV 8169 : 1 Var.
Der Laurentiustag (10. VIII) gibt dem Apfel den Geschmack. EV 5617 : 22 Var.
Pärtel (Bartholomäustag, 24. VIII) fügt dem Hopfen die letzte Bitterkeit ( hinzu ). EV 9329 : 10 Var.

52. Kohl und Steckrübe
Vor dem Vitustag (Veitstag, 15. VI) soll der Kohl nicht groß wachsen. EV 3203 : 1 Var.
Jakob (Jakobstag, 25. VII) wendet die Kohlköpfe. EV 2299 : 5 Var.
Laurits (Laurentiustlag, 10. VIII) breitet die Blätter aus, Pärtel (Bartholomäustag, 24. VIII) wendet die Köpfe (d. i. Kohlköpfe). EV 5605 : 130 Var.
In der Nacht zum Michaelstag (29. IX) wächst der Kohl noch ein wollenes Garn entzwei. EV 6827 : 75 Var.

BAD. Das Abhängen der Ernte vom Unkraut, Boden usw.

53.
Die Trespe versperrt den Kornkasten, aber das Straußgras schafft die Sperre ab. EV 6086 : 1 Var.
Straußgras reißt dem Bauern die Hose ab, aber Windhafer zieht sie dem Bauern an. EV 3418 : 1 Var.
Lehmboden ist Weißbrotboden, Sandboden ist Schwarzbrotboden. EV 10234 : 4 Var.
Sicheres Brot ist unter dem Stein, ein harter Kanten unter dem Baumstumpf. EV 5665 : 1 Var.
Der Berg ist ein Kornkasten. EV 7075 : 1 Var.
Wie das Land, so der Flachs. EV 6192 : 1 Var.
Das Getreide wächst ja nur dann, wenn der Wurm nicht an der Wurzel nagt. EV 14182 : 1 Var.

BAE. Das Abhängen von Feld- und Waldfrüchten. Die Vorzeichen zur Ernte der Waldfrüchte

54.
Wenn es nicht im Wald ist, so ist es auf dem Feld. EV 6771 : 1 Var.
Wenn die Beerenernte reich ist, dann ist die Getreideernte schlecht; ist die Beerenernte schlecht, dann ist die Getreideernte reich. EV 6423 : 1 Var.
Gibt es viele Beeren, so (gibt es) viel Korn. EV 6420 : 1 Var.
Wenn es am Matthiastag (24. II) schneit, so gibt es viele Beeren und Käfer. EV 6273 : 18 Var.
Am Lichtmeßsonnabend (1. II) sind die Nüsse im Schuß. EV 5224 : 2 Var.

BAF. Die Wichtigkeit des Feldes

55.
Das Feld ist anderer Arbeiten Mutter. EV 9159 : 1 Var.
Das Feld ist des Bauern Milchkuh. EV 9158 : 1 Var.
Das Feld ist Gottes Tisch. EV 9156 : 1 Var.
Erde ist des Bauern Gold. EV 6879 : 2 Var.
Erde ist teurer als Gold. EV 6876 : 1 Var.
Des Landstücks Verkäufer ging zugrunde, des Landstücks Käufer wurde reich. EV 6204 : 2 Var.
Im Schoß der Erde ist Brot. EV 6209 : 2 Var.
Des Hauses Ecke nimmt Brot, des Feldes Ecke gibt Brot. EV 1517 : 20 Var.
Lockere den Feldrand, aber nicht die Hausecke auf. EV 9195 : 2 Var.
Nicht die Flur ernährt, das Feld ernährt. EV 7600 : 4 Var.
Das Feld laß unbestellt, die Wiese mäh, einen Knust leg zurück. EV 9155 : 1 Var.

BAG. Wie du das Feld behandelst, so wird das Feld dich behandeln

56.
Wie du dem Feld, so das Feld dir. EV 9147 : 2 Var.
Wie du das Feld bestellst, so belohnt dich das Feld. EV 9146 : 2 Var.
Das Feld ist einer Schale ähnlich: Wie man dahin hineinlegt so trinkt man auch daraus. EV 9157 : 1 Var.
Des Bauern Schritt, des Bauern Kraft. EV 9194 : 1 Var.
Ein Ferkel kauft man ja nicht im Sack. EV 9214 : 110 Var.
Gib dem Feld, was es will. EV 9138 : 1 Var.
Gib dem Feld, dann gibt das Feld dir. EV 9137 : 8 Var.
Wer das Feld ernährt, den ernährt auch das Feld. EV 9143 : 4 Var.
Wo Gold, da Erde. EV 4503 : 4 Var.
Grabe in der Erde, dann erhältst du Gold. EV 6870 : 8 Var.
Erquicke (d. i. pflege) das Feld, dann gibt es Brot. EV 9145 : 1 Var.
Das Feld trägt ohne Bestellung kein Getreide und Getreideschößlinge wachsen nicht ungesät. EV 9151 : 1 Var.
Das Feld läßt sich nicht betrügen. EV 9152 : 3 Var.
Die Erde gibt nicht, wenn man schläft. EV 6201 : 1 Var.
Wer Erde nicht pflügt, der Halme nicht bricht. EV 6871 : 1 Var.
Bist du geizig dem Feld gegenüber, dann ist (das Feld) noch geiziger dir gegenüber. EV 10530 : 1 Var.
Wer sich nicht um das Feld kümmert, den läßt das Feld im Stich. EV 9144 : 1 Var.
Narre das Feld einmal, das Feld narrt dich neunmal. EV 7398 : 175 Var.
Eine Schürze kannst du flicken; was wirst du mit dem Feld machen. EV 9179 : 1 Var.
Was der Bauer läßt (d. i. vernachlässigt), das der Wald nimmt. EV 8611 : 1 Var.

BAH. Die Wichtigkeit des Mists und der Asche. Das Düngen; das Rasenbrennen. Die Trockenlegung

57.
Mist ist des Bauern Weisheit. EV 11155 : 2 Var.
Dreck ist des Bauern Gott. EV 10569 : 1 Var.
Gottes Segen geht hinter den Misträdern. EV 2559 : 1 Var.
Kuhmist ist mächtiger als Gotteswort. EV 5648 : 1 Var.
Gott ist größer als Mist. EV 2613 : 1 Var.
Mist ist des Bauern Gold. EV 11153 : 2 Var.
Die Jauchegrube ist des Bauern Goldgrube. EV 14248 : 2 Var.
Mist kostet Geld. EV 11152 : 1 Var.
Dreck ist die Hauptsache, die Beackerung des Schweines Sache. EV 10571 : 1 Var.
Des Sommers Dreck ist des Winters Vorrat. EV 10992 : 1 Var.
Aus Dreck wird Weißbrot. EV 10557 : 3 Var.
Wo kein Drecklein ist, von dort bekommt man auch kein Brötchen. EV 10544 : 8 Var.
Dreck ist des Brotes Mutter. EV 10568 : 3 Var.
Dreck ist Brot (d. i. Dünger ist Getreide). EV 10566 : 1 Var.
Wenn es im Stall Mist gibt, so gibt es im Speicher Brot. EV 5620 : 2 Var.
Ist der Stall rein, so ist auch das Feld rein (Ohne Mist gibt es kein Getreide). EV 5621 : 1 Var.
Wenn der Rasen fett ist, dann ist das Feld dürftig. EV 6932 : 1 Var.
Die Erde weint, wenn sie ohne Dünger bleibt. EV 6205 : 1 Var.
Von der Asche hat man Nutzen für das Essen, vom Aschenherd Zusatz für die Suppe. EV 12096 : 1 Var.
Wer Asche sammelt, der Mehl verschüttet. EV 12091 : 1 Var.
Verkauft der Bauer Stroh, dann verkauft er auch das Brot. EV 9186 : 2 Var.
Dieser Bauer, der Stroh verkauft, ißt selbst seinen Hof auf. EV 8650 : 1 Var.
Ein Bauer, der Stroh verkauft, holt sich den Bettelsack an den Hals. EV 8617 : 2 Var.
Auf dem Mist der Lerche wächst ja kein Brot, wenn man den Mist der Kuh nicht bekommt. EV 6114 : 2 Var.
Die Lerche mistet, die Lerche erntet. EV 6126 : 16 Var.
Einst hat das Getreidekorn gesagt, daß es eher durch einen Eichenspan als (durch) alte Bundschuhe und Bastschuhe wächst. EV 14190 : 3 Var.
Dem Jaan (Johannistag, 24. VI) darf man den Mistgeruch nicht in die Nase lassen, sonst wächst kein guter Roggen. EV 2323 : 1 Var.
Zum Johannistag (24. VI) der Mist hinausgefahren, zum Peterstag (29. VI) das Brachfeld gepflügt, zum Jakobstag (25. VII) die Zackenschote (d. i. Unkraut) geeggt. EV 2352 : 1 Var.
Die Bohne hat gesagt, daß sie sich nicht viel aus häufigem Düngen macht; es genügt schon, wenn eine Frau während des Wachstums mit ihrem Rockzipfel über sie hinweggeht. EV 12797 : 3 Var.
Der Hafer hat gesagt: "Wenn man mich auch auf gedüngtes Land sät, würde ich dem Bauern (doch) eine Lederhose anziehen". EV 2893 : 12 Var.
Der Hafer soll gesagt haben: "Wenn der Bauer den Acker, auf den er mich sät, so bestellt, wie den Acker für die Gerste, so würde ich viel besser wachsen als die Gerste". EV 2891 : 1 Var.
"Ich würde auch so hoch wachsen wie der Roggen, wenn der Bauer doch mit einem dreckigen Wagen über mein Feld ginge," hat der Hafer einst geklagt. EV 3440 : 1 Var.
Das Feld freut sich auch dann, wenn man mit einem mistigen Wagen darüber geht (d. i. fährt). EV 9161 : 3 Var.
Mit einem mistigen Wagen bei Neumond übers Feld gehen ― das ist ebensogut wie bei Altmond Mist aufs Feld fahren. EV 7558 : 2 Var.
Rauch bei Altmond ist mehr als die Asche von gebranntem Land bei Neumond. EV 13555 : 1 Var.
Roggenstoppeln ziehen den Sohn der Gerste auf. EV 9847 : 1 Var.
Von der Egge und vom Pflug bekommt man keinen Dünger fürs Feld. EV 14773 : 1 Var.
Mit Dreck kann man Kohl nicht weiß machen. EV 10539 : 1 Var.
Das Feld will bis zum Grund bestellt, der Acker gut gedüngt werden. EV 9162 : 1 Var.
Der Graben ist des Ackers Mutter. EV 4433 : 1 Var.

BAI. Pflug und Aussaat

58. Brachland
Gib dem Feld Ruhe, dann gibt das Feld Brot. EV 9150 : 1 Var.
Hat das Feld neun Jahre brachgelegen, wird es wie ein frisch gedüngtes sein. EV 9164 : 1 Var.
Brachliegendes Land befreit sich von Flachsdotter. EV 11200 : 1 Var.

59. Herbstpflug. Der erste, vorbereitende Pflug und der zweite Pflug
Nach der Sichel geht der Pflug. EV 10508 : 2 Var.
Vor dem Margaretentag (13. VII) muß man den Pflug bestimmt erdig machen (d. i. pflügen). EV 6405 : 1 Var.
Besser ein vom Schwein aufgewühlter herbstlicher Boden als großes, (d. i. tiefes) Pflügen im Frühling. EV 11399 : 2 Var.
Das späte Pflügen des Brachfeldes und eine zeitige Wiederholung stehen für eine leichte Mistschicht. EV 1250 : 1 Var.
Das Fleisch einer alten Jungfer fault nicht. EV 13616 : 1 Var.
Drei Tage vor dem Jakobstag (25. VII) muß die Brache überpflügt sein, ob des Pferdes Hals oder des Ochsen Horn. EV 9260 : 1 Var.

60. Die Zeit des Frühlingspflugs
In einem Monat läutet man die Katzenschellen (d. i. der Lärm bei der Katzenhochzeit), im nächsten die Pflugschellen. EV 15059 : 6 Var.
Dann soll es die richtige Zeit sein, das Land zu pflügen, wenn die Spuren des Pflugeisens auf der umgekehrten Erde nicht mehr zu sehen sind. EV 6200 : 1 Var.
Wer im Frühling das nasse Feld pflügt, (der) sät Disteln. EV 3634 : 1 Var.
Des Grases Nase sprießt, der Pflüger erwacht. EV 9792 : 1 Var.
Der Fleißige hat das Feld zum Tag des Pflügens (Tiburtiustag, 14. IV) gepflügt, der Faule hebt noch den Pflug auf den Zaun. EV 5174 : 45 Var.
Wenn der Pflug am Tag des Pflügens (Tiburtiustag, 14. IV) in die Furche (kommt), dann bekommt man viermal Blutwurst. EV 5172 : 1 Var.
Das Siebengestirn bei Morgenrot, die Ochsen in die Furche. EV 11076 : 14 Var.
Ein Flachsfeld wird dann gepflügt, wenn der Schatten lang ist ― dann hat der Flachs lange Fasern. EV 5869 : 2 Var.

61. Der Pflug (verschiedenartiges: die Tiefe des Pflugs, das Pflügen des Feldrains; Vergleiche des Pflügens und des Mähens u.ä.)
Pflüge bei abnehmendem Mond, (dann) verschwinden Disteln und Unkraut. EV 5170 : 1 Var.
Tiefe Furche, hoher Halm. EV 11365 : 1 Var.
Man darf nicht (so) tief pflügen, daß des Hühnerhabichts Dreck (d. i. unfruchtbares Land) das Korn auffrißt. EV 11357 : 1 Var.
Des Feldrains Pflüger und des Kindes Halsbrecher begehen eine gleich große Sünde. EV 9197 : 1 Var.
Wer eines anderen Feldrain pflügt, der nagt an des anderen Herzensadern. EV 9196 : 1 Var.
Ein krummer Bogen sei auf der Mähwiese und eine gerade Furche auf dem Feld. EV 4907 : 1 Var.
Die Wiese mähe zackig und kantig, aber den Acker pflüge in langer Furche. EV 7430 : 1 Var.
Dem Pflüger des Ackers schlag mit einem Stein auf den Kopf; dem Mäher der Wiese gib ein Stück Brot. EV 6202 : 2 Var.
Der pflügende Bursche hat das Pfeifen im Mund, der Vogel im Walde das Lied im Mund. EV 5169 : 1 Var.

62. Das Eggen
Zum Johannistag (24. VI) soll die Egge vor dem Tore sein. EV 2348 : 1 Var.
Das Roggenfeld soll einst gesagt haben: Es sei besser, vor dem Jakobstag (25. VII) mit Fichtenreisig über das Feld hinzuziehen, als es nachher mit der Egge beinahe zu zerreißen. EV 9839 : 1 Var.
Am Bärentag (Margaretentag, 13. VII) muß man einmal um das Feld ziehen, dann muß die Egge auf dem Feld sein. EV 3325 : 1 Var.
Das Pflügen des Feldes am Bärentag (Margaretentag, 13. VII) ist für das Feld ebensogut wie eine Fuhre Mist. EV 3321 : 5 Var.
Ein Flachsfeld wird so lange geeggt, bis die Pferde müde sind. EV 5868 : 2 Var.
Der Flachs soll gesagt haben: "Wenn der Bauer mich so lange eggt, daß mir der Kopf schwindelt, dann wachse ich gut; bei wenigem Eggen wachse ich schlecht". EV 5863 : 1 Var.
Egge so lange den Flachs, bis die Erde locker ist. EV 5862 : 1 Var.

[63–67] Die Aussaat des Roggens

63. Die Aussaatzeit des Roggens (verschiedenartiges)
Säe Roggen früher, wenn die Erde auf den Samen wartet; säe Roggen später, wenn der Same auf die Erde wartet. EV 9834 : 2 Var.
Früher Roggen bleibt leer, später Roggen wird körnig. EV 13693 : 1 Var.
Besser essen als holen. EV 11257 : 1 Var.
Wenn die ersten Kraniche ziehen, erhält der Bauer den ersten Befehl, Roggen zu säen. EV 4566 : 2 Var.
Am Laurentiustag (10. VIII ) muß ein fauler Mann das Saatgut zum Dreschen aufgestellt haben. EV 5616 : 3 Var.

64. Die Umgebung des Bartholomäustages ― die beste Zeit zur Roggenaussaat
Laur (Laurentiustag, 10. VIII) fragt den Bauern: "Sind die Samen im Sack?". EV 5611 : 7 Var.
Der Bartholomäustag (24. VIII) ist die Mutter der Roggensaat. EV 9340 : 4 Var.
Am Bartholomäustag (24. VIII) sät man nicht, denn Pärtel soll gesagt haben: "Streut mir nicht in die Augen, sondern kratzt mir den Rücken!"; er habe aber befohlen, zu pflügen und zu eggen. EV 9342 : 3 Var.
Roggen muß man drei Tage vor dem Bartholomäustag (24. VIII) oder drei Tage nach dem Bartholomäustag säen. EV 9826 : 2 Var.
Roggen sät man drei Tage vor und nach dem Bartholomäustag (24. VIII), dann hat die Erle auch versprochen, daß man sie zur Rute der Pflugschaufel flechten kann. EV 9959 : 3 Var.
Drei Tage vor und drei Tage nach dem Bartholomäustag (24. VIII), dann säe so tüchtig Roggen, selbst wenn du dem Ochsen die Hörner abstößt. EV 9336 : 2 Var.
Eher fürchtet der Weidenstrauch als (fürchten) frühe Roggenschößlinge Frost. EV 8266 : 4 Var.
Nach dem Bartholomäustag (24. VIII) streue um die Hälfte mehr Samen. EV 9339 : 2 Var.
Der Roggenmarientag (Mariä Himmelfahrt, 15. VIII) ist der Tag der Mutter des Wallachs; dann hat das Pferd befohlen, sich drei Tage vor dem Marientag und drei Tage nach dem Marientag vom Pflug loszuspannen. EV 9842 : 1 Var.
Wenn zur Zeit des Samenpflügens die Ruten der Pflugschar entzweigehen, dann wird es einen Schub Brote weniger geben, denn soviel weniger bekommt man Korn. EV 10253 : 1 Var.
Wenn drei Tage vor dem Bartholomäustag (24. VIII) der Mann beim Pflügen eine Rute suchen geht, um das Pferd anzutreiben, dann wird es dadurch drei Scheffel Roggen weniger geben. EV 9263 : 1 Var.

65. Wie tief muß der Roggen besät werden
Wenn die Kraniche hoch ziehen, muß man Roggen unter den Pflug säen; wenn niedrig, dann unter die Egge. EV 4568 : 1 Var.
Wenn die Moosbeeren tief im Moos wachsen, dann säe den Roggen tief, wenn die Moosbeeren auf dem Moos wachsen, dann säe den Roggen unter die Egge. EV 4564 : 3 Var.
Den Samen pflüge so flach, daß er durch das Pflügen den Himmel sieht. EV 10252 : 1 Var.

66. Das Überwintern des jungen Roggens
Winterbrot sieht viele Nöte; es gibt viel Regen, es gibt viel Wind. EV 11569 : 1 Var.
Nach Weihnachten (25. XII) beschädigt das Eis die Getreideschößlinge nicht mehr. EV 2735 : 1 Var.
Dem, der das Roggenfeld im Herbst zertritt, gibt man abgebrochenes Brot; dem im Frühling wirft man mit dem Stein in die Nackenhöhle. EV 11406 : 3 Var.
Der Roggen hat gesagt: "Wer mich im Winter tritt, den trete ich im Sommer hinterdrein". EV 9824 : 1 Var.

67. Die Wichtigkeit des Roggens. Vergleiche im Zusammenhang mit dem Roggen und der Gerste
Roggen ist des Hauses Herr. EV 9825 : 1 Var.
Besser im verwühlten Roggen als auf dem Brachfeld. EV 9784 : 2 Var.
Der Roggen sagte zur Gerste: "Du bist neben mir eine Spreuhose" (d. i. ein armer Schlucker). EV 9829 : 1 Var.
Gerste ist des Roggens Sohn. EV 7766 : 1 Var.
Roggen zieht seinen Sohn auf, aber Gerste ermordet ihren Sohn. EV 9823 : 1 Var.

[68–72] Die Saatzeit

68. In die Asche und in den Dreck (die Feuchtigkeit und die Temperatur des Bodens)
Roggen in die Asche, Sommersaat in den Schlamm. EV 9961 : 50 Var.
Roggen in den Mehltrank, Gerste in die Asche. EV 9831 : 3 Var.
Der Roggen soll gesagt haben: "Ich habe einen langen Weg vor mir, der Bauer muß mir einen guten Brotsack mitgeben"; die Gerste: "Selbst wenn man mich in die Torfgrube sät, werde ich in sieben Wochen reif"; der Hafer: "Selbst wenn man mich in Herdasche sät, reife ich in neun Wochen". EV 9827 : 1 Var.
Die ins Aschengrab gesäte Gerste wächst gut. EV 12102 : 2 Var.
Die Gerste hat einst gesagt: "Man darf mich nicht in ausgelaugte Asche oder in eine Pfütze säen, sondern auf geeigneten Boden". EV 7767 : 1 Var.
Der Flachs hat vor alten Zeiten gesagt: "Man muß mich ins Flachsnest in ein Dreckloch in richtigen trockenen Boden säen". EV 5859 : 1 Var.
Wenn am Aschentag (d. i. Aschermittwoch) die Spuren frei sind, dann sät man Flachs in trockenen (Boden). EV 12098 : 1 Var.
Wenn der Schnee im Laufe des Tages schmilzt, dann (muß man) Erbsen und Flachs in die Mulden (legen). EV 9267 : 2 Var.
Vor alten Zeiten soll die Kartoffel gesagt haben: "Man muß mich in warme und feuchte Erde legen". EV 3281 : 1 Var.
Wenn der Matthiastag (24. II) regnerisch ist, müssen die Kartoffeln an den Rand des Grabens gelegt werden; ist das Wetter aber gut, kann man sie auf den Grund des Grabens legen. EV 6272 : 1 Var.
Der Kohl soll gesagt haben, daß wenn man ihn in aschige Erde pflanzt, ihm anstelle des Kopfes unten ein Ei anwächst. EV 3207 : 1 Var.
Die Rübe hat einst gesagt: "Man soll mich auf einen so trockenen Boden wie Asche säen". EV 7155 : 1 Var.
Säe lieber in Asche als in Schlamm. EV 12093 : 1 Var.
Säe dann Samen aus, wenn du mit bloßem Arsch auf der Erde sitzen kannst. EV 5153 : 1 Var.

69. Die Zeit der Frühlingsaussaat aufgrund des Waldes und der Pflanzen: so wie der Wald sich beeilt, muß sich auch der Bauer beeilen
Im Frühling spricht die Erde für sich selbst. EV 6211 : 1 Var.
Wenn im Frühling die Erde vorangeht, dann ist die frühe Sommersaat gut; wenn im Frühling der Wald vorangeht, dann ist die späte Saat gut. EV 3657 : 1 Var.
Ist der Frühling frühzeitig, dann ist der Bauer frühzeitig (auf dem Feld). EV 3664 : 2 Var.
Der Wald in die Blätter, der Hafer in die Erde. EV 6784 : 3 Var.
Blätter eifrig in den Baum, Körner eifrig in die Erde. EV 5649 : 1 Var.
Wie der Wald sich beeilt, so muß sich auch der Bauer (beeilen). EV 6761 : 55 Var.
Wenn sich der Wald beblättert, dann soll der Bauer tüchtig sein. EV 6767 : 1 Var.
Wenn der Wald Schößlinge treibt, säe Gerste. EV 6765 : 1 Var.
Treibt die Espe Schößlinge, (dann) muß die Hälfte der Feldarbeiten getan sein. EV 729 : 1 Var.
Wenn die Krähe im Espenblatt ertrinkt, ist es die rechte Zeit, Hafer zu säen. EV 13809 : 12 Var.
Wenn der Wald sich zusperrt, dann sperrt sich auch das Feld zu. EV 6770 : 1 Var.
Wenn bei der Saat Roggenblüten ins Saatgefäß bröckeln, ist es Zeit für die Gerstensaat. EV 5154 : 1 Var.
Säe Gerste, wenn die Kiefernschößlinge schon krumm sind. EV 3623 : 3 Var.
Die Gerste hat befohlen, sie mit zwei Händen zu werfen, wenn die Roggenähre schon zu sehen ist. EV 7765 : 4 Var.
(Wenn) die Roggenblüte ins Saatgefäß fällt, dann nimm das Saatgefäß vom Hals ab. EV 9965 : 10 Var.
Wenn die Erde blüht, ist es die beste Zeit für die Aussaat. EV 6195 : 13 Var.
Der frühe Bauer lacht, aber der späte weint. EV 13701 : 1 Var.
Wessen Getreide sich verspätet hat (d. i. zu spät gesät wurde), dessen Kornkasten sind bemoost. EV 14186 : 2 Var.

70. Die Zeit der Frühlingsaussaat aufgrund der Tiere und Vögel
Die Nachtigall im Wald, der Schlaf am Haken. EV 14817 : 1 Var.
Wenn ins Schwalbennest zwei Eier gelegt sind, dann säe zwischen zwei Fingern; wenn es fünf Eier sind, dann wirf zwischen fünf Fingern. EV 9352 : 8 Var.
Wenn der Pirol singt, dann wirf (d.i. säe) Flachs. EV 8748 : 7 Var.
Wenn der Star die Schalen aus dem Nest hinauswirft, ist es die richtige Zeit, das Sommergetreide zu säen. EV 4513 : 1 Var.
Wenn der Star oder die Amsel Junge im Nest haben, dann muß auch der Bauer die Saat in der Erde haben. EV 4512 : 1 Var.
Wenn das Rebhuhnjunge im Frühling schon auf einen Zweig fliegen kann, dann muß man auch das Saatgefäß an den Nagel hängen. EV 9406 : 2 Var.
Wenn der weiße Hase zur Lichtmeß (2. II) schon die Haare zu verlieren beginnt, dann beginnt man am Georgstag (23. IV) schon mit der Aussaat des Sommergetreides. EV 13288 : 1 Var.

71. Die Saatzeit (auch die Zeit zum Pflanzen des Gemüses und der Kartoffeln) aufgrund der Mondphasen und der Lage der Sterne
Wenn am Georgstag (23. IV) das Siebengestirn und der Orion in der Abendröte untergehen, muß man im Frühling das Sommergetreide früh bestellen; aber wenn die Sterne sich verzögern, dann kann man auch mit dem Bestellen des Ackers zögern. EV 2816 : 1 Var.
Was nach oben wächst, das muß man bei Neumond pflanzen; was nach unten wächst, muß bei Altmond gepflanzt werden. EV 15127 : 10 Var.
Mahle bei Altmond, säe bei Neumond. EV 2380 : 1 Var.
Auch der Bauer sät nicht bei Altmond, weil die Aussaat bei Altmond herabrieselt. EV 9184 : 1 Var.
Flachs soll man bei Neumond am Morgen, bei Altmond am Abend säen, wenn zwei Sonnen nicht gleichzeitig am Himmel scheinen, sonst verdirbt der Flachs. EV 5855 : 1 Var.
Wenn man Erbsen bei Altmond steckt, werden sie schön, wenn bei Vollmond, werden sie madig. EV 1230 : 3 Var.
Erbsen sät man bei Vollmond: Bei Neumond werden sie hart, bei Altmond madig. EV 1227 : 2 Var.
Erbsen steck dann, wenn der Mond einen Bogen (darstellt) und die Tage im Paar (stehen). EV 1229 : 1 Var.
Bei Neumond schwellen Kartoffelknollen, bei Altmond sprießt Kartoffelkraut. EV 3277 : 1 Var.
Die Kartoffel soll selbst gesagt haben, daß sie bei Altmond und Vollmond gelegt wird. EV 3276 : 1 Var.
Bei Neumond pflanzt man Kohl, bei Altmond Kohlrübe. EV 7561 : 3 Var.
Wenn man Kohl bei Vollmond pflanzt, dann wachsen dem Kohl zwei Köpfe an. EV 12362 : 1 Var.

72. Die Saat- und Pflanzzeiten nach den Kalendergedenktagen gerechnet
Drei Tage vor dem Georgstag (23. IV) und auch drei Tage nach dem Georgstag ― die Aussaat der Gerste. EV 9261 : 1 Var.
Drei Tage vor und drei Tage nach dem Johannistag (24. VI ) kann man noch Kohl pflanzen. EV 4286 : 1 Var.
Gibst ein Pferd, bekommst einen Klepper. EV 1349 : 1 Var.

73. Wie weit voneinander müssen die Samenkörner (Pflanzen) besät (gepflanzt) werden; Zusammenhänge zwischen dem Saatgut und der Ernte
Früher war das eine richtige Aussaat, wenn fünf Körner in der Spur des Ochsen waren. EV 5135 : 8 Var.
Pflanz Kohl so, daß ein Schaf mit zwei Lämmern dazwischen Platz zum Schlafen hat. EV 3201 : 14 Var.
Dichte Saat verliert (d. i. verdirbt), dünne Saat (läßt) wachsen. EV 8290 : 2 Var.
Dichte Saat ist des Feldes Schönheit, dünne Saat des Kornkastens Schönheit. EV 8284 : 2 Var.
Eine große Kartoffel ― Vergeudung der Kartoffel, eine kleine Kartoffel ― Vergeudung der Erde, eine mittlere ― die beste. EV 3283 : 1 Var.
Einen Handschuhvoll säe, einen Daumenvoll bewahre. EV 3809 : 1 Var.
Wer mit voller Hand sät, der mit voller Hand erntet. EV 8740 : 5 Var.
Mit der Fingerspitze säe, mit der Fingerspitze ernte. EV 11173 : 1 Var.
Eine notdürftige Saat trägt eine notdürftige Frucht. EV 1745 : 1 Var.
Wer sät, der erntet; wer nicht sät, der erntet nicht. EV 5142 : 4 Var.
Salz verdirbt nicht den Fisch, der Salme verdirbt nicht das Feld. EV 10611 : 1 Var.
Mit dem Samen vermag man ja den Boden nicht zu besiegen. EV 10246 : 1 Var.

74. Die Aussaat und das Pflanzen (verschiedenartiges)
Die Erde pflügt man mehrmals, aber man sät nur einmal. EV 6199 : 2 Var.
Was bei Dürre gestreut, das wird bei Hunger genagt. EV 9231 : 1 Var.
Der Hanf soll versprochen haben, dann über alle anderen Feldfrüchte zu springen und dem Säer hundert Gefährten im Sack mitzugeben, wenn dieser ihn hinter das Haus oder hinter die Kaffscheune sät. EV 3156 : 1 Var.
Die Kohlrübe soll befohlen haben, ihr (beim Pflanzen) anderthalb Schnippchen draufzuschlagen. EV 2822 : 1 Var.
Wenn der Kohl dreimal begossen ist, dann ist es des Begießens genug. EV 3215 : 1 Var.

75. Der Frühling ― der Höhepunkt der Feldarbeiten. Ein Frühlingstag ― eine herbstliche Woche
Die Tage werden länger, die Schritte häufiger. EV 9294 : 14 Var.
Ein Frühlingstag ernährt das ganze Jahr. EV 3682 : 1 Var.
Ein Tag im Frühling, (ist wie) eine Woche im Herbst. EV 3673 : 13 Var.
Ein Frühlingstag ist länger als eine Woche zur Weihnachtszeit. EV 3672 : 1 Var.
Eine Sommerstunde ist mehr als eine Winterwoche. EV 11002 : 5 Var.
Im Frühling einen Tag, im Herbst neun Tage. EV 3645 : 3 Var.
Wenn man sich bei Dürre mit der Arbeit um einen Tag verzögert, macht man sie bei Regen neun Tage. EV 4457 : 1 Var.

BAJ. Das Ernten. Das Dreschen, die Verarbeitung von Flachs

76. Das Ernten
Der Roggen soll selbst gesagt haben, daß er keine Zeit gebe und daß die Frauen ihre Hände unter der Schürze herausnehmen sollen. EV 9822 : 1 Var.
Die Sichel zirpt, die Sense zwitschert. EV 10511 : 1 Var.
Die Sichel hinein und mit Nägeln zupacken. EV 10510 : 1 Var.
Die Sichel in den Roggen, der Haken in die Kartoffeln. EV 10509 : 3 Var.
Vom Jakobstag (25. VII) an geht die Sichel in den Roggen und der Kienspanhalter in die Kammer. EV 2309 : 1 Var.
Ab Jakob (Jakobstag, 25. VII) ist die Roggenernte, ab Pärt (Bartholomäustag, 24. VIII) die Gerstenernte. EV 2307 : 1 Var.
Am Montag legt sich nieder (Die Arbeitsperiode beginnt nicht am Montag). EV 718 : 1 Var.
Wer bei der Ernte den Schlaf liebt, wird das Brot los. EV 6111 : 1 Var.
Das Feld läßt ausruhen, der Schwaden läßt Atem schöpfen. EV 9160 : 1 Var.
Am Ende des Schwadens sitzt man, in der Mitte ruht man sich aus. EV 674 : 2 Var.
Ein breiter Schwaden wird getadelt erreicht man (aber) den Rand, so wird er gelobt. EV 675 : 2 Var.
Ein breiter Feldstreifen (z. B. beim Flachsraufen), faule Kinder; ist er zu Ende, dann wird man gelobt. EV 5295 : 1 Var.
Wenn die Ränder vorangehen, dann wird die Mitte schon von selbst hinterherwieseln. EV 10316 : 1 Var.
Der Roggen soll gesagt haben: "Wer mich samt und sonders vom Feld aufliest, in dessen Kornkasten gehe ich nie verloren". EV 9835 : 7 Var.
Wenn ein Roggen- oder Haferhalm bei der Ernte zurückbleibt, dann sticht (er) in der Weihnachtsnacht in den Arsch. EV 9837 : 1 Var.
Das Feld wird sich schon selbst ernten. EV 9149 : 3 Var.
Der Mund steht ohne Grund, das Getreide geht ein. EV 10919 : 1 Var.
Heukörnchen fallen nicht (auf die Erde) nieder, Roggenkörnchen fallen nieder. EV 1196 : 1 Var.
Eine Handvoll Getreide ist mehr als ein Fuder Spreu. EV 14183 : 1 Var.
Starker Halm, grobes Korn. EV 4899 : 1 Var.
Das Getreide, das rein ist, hebt den Preis; das leichte verschwindet (od. verliert sich) in den Wind. EV 14194 : 1 Var.
Lieber (etwas) mit rohem Geschmack als mit erfrorenem Geschmack essen. EV 801 : 4 Var.
Die Knollen (d. i. Kartoffeln od. Rüben) in die Höhle, die Frau in die Stube. EV 7375 : 5 Var.

77. Der Bauer ist im Herbst klug
Jaan (Johannistag, 24. VI) soll den Frühling und Mihkel (Michaelstag, 29. IX) den Herbst loben. EV 2788 : 1 Var.
Der Sämann ist nie klug gewesen. EV 5155 : 2 Var.
Der Bauer ist im Herbst klug. EV 9192 : 4 Var.
Im Herbst sind alle klug, im Frühling niemand. EV 11395 : 1 Var.
Im Frühling verstehen nicht mal Männer was, im Herbst sind sogar alte Weiber klug. EV 3650 : 5 Var.
Im Herbst ist der Hirtenknabe klüger als im Frühling der König. EV 11382 : 2 Var.
Im Herbst wird man ja sehen, was der Sommer gebracht hat. EV 11370 : 1 Var.

78. Das Dreschen, die Verarbeitung von Flachs
Der Hafer soll versprochen haben, beim Dreschen rittlings auf zwei Halmen in die Kaffscheune zu gehen. EV 2889 : 3 Var.
Der Hafer hat einst gesagt, daß der Alte ihn beim Dreschen so schütteln soll, daß sein graues Haupt zittert, er wird doch auf der Ferse sitzen und nicht herauskommen. EV 2890 : 1 Var.
Die Flachsschäbe fürchtet niemanden, setzt sich (auch) noch der jungen Frau auf den Kopf. EV 5867 : 4 Var.
Flachs hat neun Tode. EV 5856 : 1 Var.
Flachs brennt nicht vor Weihnachten. EV 5853 : 1 Var.

BB. DIE HEUERNTE

BBA. Zusammenhänge und Gegenüberstellungen der Mähwiese und des Felds, des Heus und des Brots

79.
Die Mähwiese ist des Feldes Herr. EV 1190 : 1 Var.
Die Mähwiese ist des Feldes Mutter. EV 1189 : 5 Var.
Heu ist des Brotes Mutter. EV 1177 : 1 Var.
Mit einem Heusack geht niemand zur Mühle. EV 1185 : 2 Var.
Heu haßt Getreide. EV 1178 : 1 Var.
Wenn das Heu gut ist, dann ist das Getreide schlecht. EV 1180 : 2 Var.
Eher kann (es) weißes Brot und schwarzes Heu sein als weißes Heu und schwarzes Brot. EV 13283 : 5 Var.

BBB. Wachstum von Gras, das Heuwetter, die Heuernte

80. Das Gedeihen des Wachstums von Gras
Jüri (Georgstag, 23. IV) schleppt Eßbares in den Wald. EV 2774 : 8 Var.
Mikul (St. Nikolaus, Nikolaustag, 6. XII) kommt mit einem (kleinen) Heuhaufen. EV 6835 : 4 Var.
Der Kiebitz bringt einen Handschuhvoll, der Brachvogel bringt eine Fuhre Heu, der Kranich bringt einen Schober vom Flachland. EV 3765 : 25 Var.
Nach dem Windeskreuztag (d. i. Jürgenstag) wird gesagt: In der neunten Woche springt das Gras, in der achten Woche hüpft es, in der siebenten Woche steht es still und in der sechsten Woche füllt es alle Plätze. EV 12261 : 1 Var.
Die sechste Saatwoche ist die Graswoche. EV 4737 : 8 Var.
In der sechsten Saatwoche tut man Salz ins junge Gras hinein, dann wird es das Vieh stützen, solange ermüdet es (das Vieh). EV 4734 : 1 Var.
Am Kreuztag (d. i. zur Himmelfahrt) streut man auf die Grasspitzen Salz. EV 9780 : 11 Var.
Jaan (Johannistag, 24. VI) verhext das Wachstum des Grases und hebt das Korn über das Unkraut. EV 2326 : 1 Var.
Am Heumarientag (Mariä Heimsuchung, 2. VII) ist das Gras ausgewachsen. EV 1193 : 1 Var.
Graswuchs braucht Tau. EV 9791 : 1 Var.

81. Der Wert des Heus. Früh gemähtes Heu ist gut, spätes Heu hart
Heu ist nicht der Bruder von Heu. EV 1175 : 1 Var.
In vor Jaan (Johannistag, 24. VI) gemachtem Heu gibt's ein Pfund Honig, nach Jaan ein Pfund Wasser. EV 2318 : 6 Var.
Das vor Jaan (Johannistag, 24. VI) gemachte Heu ist Arznei für die Kühe. EV 2320 : 1 Var.
Schafe, die vor Jaan (Johannistag, 24. VI) gemachtes Heu fressen, blöken nicht. EV 2319 : 1 Var.
Maret (Margaretentag, 13. VII) sät Asche ins Heu. EV 6402 : 3 Var.
Jakob (Jakobstag, 25. VII) wirft einen Eisennagel ins Heu. EV 2300 : 125 Var.
Jaagup (Jakobstag, 25. VII) wirft Sand ins Heu. EV 2298 : 10 Var.
Nach dem Jakobstag (25. VII), als man Heu zu Schobern aufstapelte, konnte das Wasser am Gabelstiel herablaufen ― das Heu ist dann nicht mehr heiß geworden. EV 2315 : 1 Var.

82. Vorzeichen der Heuernte und des Heuwetters
Wenn ein Mann im Winter bis zum Hosenbund im Schnee geht, dann geht er im Sommer bis zum Knie im Gras. EV 11552 : 1 Var.
Wenn am Antoniustag (17. I) die Sonne am Morgen so lange scheint, daß man drei Schritte vorwärts gehen kann, dann kann man am Anfang der Heuzeit Heu machen; wenn am Abend, dann am Ende der Heuzeit. EV 12290 : 1 Var.
Wenn du im Neujahrsmonat (Januar) Mücken siehst, dann bleibst du im Sommer ohne Heu. EV 7747 : 4 Var.
Zeigt sich zur Lichtmeß (2. II) die Sonne, so kann man Heu machen. EV 5200 : 1 Var.
Wenn zur Lichtmeß (2. II) der Schnee über den Weg stöbert, wird (d. i. kommt) das Heu aus der Scheune heraus. EV 5220 : 1 Var.
Wenn im Frühling das Eis im Fluß verfault, dann verfault im Sommer das Heu auf der Wiese. EV 7065 : 1 Var.
Kann ein Mann am Siebenbrüdertag (10. VII) quer über die Straße reiten, so kann man Heu machen. EV 10282 : 4 Var.
Wenn in der Woche auch nur zwei Tage trocken sind, dann wird man mit dem Heu fertig. EV 7653 : 1 Var.
Wenn das Wetter so lange gut ist, daß ein Mann aufs Pferd springen kann, dann kann man immer noch Heu machen. EV 1992 : 1 Var.
Nach dem Jakobstag (25. VII) kann man Heu (sonst) nirgends als am Rechenstiel trocknen. EV 2301 : 3 Var.

BBC. Das Heumachen

83. Das Mähen, das Schleifen der Sense, die Sense
Der Sensengriff soll aus Erlenholz sein, dann hält er ein Menschenleben lang vor. EV 6182 : 1 Var.
Eine gute lange Sense mäht einen breiten Schwaden. EV 14160 : 3 Var.
Die Sense sucht alles Heu auf. EV 14167 : 1 Var.
Wie die Sense, so der Lägel. EV 14161 : 1 Var.
Wenn du die Sense nicht scheuerst, so scheuert die Sense dich. EV 14162 : 2 Var.
Wetzen ist eine größere Kunst als Mähen. EV 6064 : 1 Var.
Wetze und mähe, der Wetzstein verliert keine Zeit. EV 6062 : 10 Var.
Dann lohnt es sich noch, Heu zu machen, wenn man mit einem Sensenhieb ein Schafsmaulvoll Heu schneiden kann. EV 1181 : 2 Var.
Wenn man dreimal mit der Sense schneidet und das Glockengehäuse voll wird, dann kann man noch mähen. EV 4291 : 1 Var.
Mäharbeit ist keine lobenswerte Arbeit, Streicharbeit ist keine unterhaltende Arbeit. EV 7425 : 6 Var.
Das Mähen macht die Lenden krank, das Heurechen die Knochen krank. EV 7433 : 1 Var.

84. Das Trocknen des Heus, das Zusammenrechen des Heus
Heu braucht dreimal Tau. EV 1173 : 8 Var.
Wer in die Augen der Wolke sieht, der bekommt keine trockene Arbeit. EV 8853 : 1 Var.
Was der Rechen nicht zusammenrecht, das frißt das Vieh nicht. EV 9610 : 2 Var.
Des Rechens Schleifstein ist das Gebüsch. EV 9609 : 2 Var.
Ist der Rechenstiel naß, so ist auch das Heu naß. EV 9608 : 1 Var.
Wenn der Rechenstiel naß wird, darf man nicht mehr Heu machen. EV 9606 : 4 Var.

85. Der Heuhaufen, der Heuschober
Der Heuhaufen schadet ja dem Namen nicht. EV 9977 : 1 Var.
Wer den Heuschober nicht glättet, dessen Schaf wird auch (seine) Lämmer nicht lecken. EV 1195 : 1 Var.
Ein Heuhaufen ist erst die Hälfte des Heus. EV 9978 : 3 Var.
Ist wohl der Schober des Schobers Bruder. EV 9816 : 1 Var.
Einen Heuhaufen setze in Schober, zwei rupfe von unten. EV 9815 : 3 Var.
Ein Schober nimmt Heu, ein Schober gibt Heu. EV 4453 : 6 Var.
Den Heuschober muß man so spitz machen, daß ein Vogel seinen Schwanz zerspaltet. EV 1187 : 1 Var.
Der Heuschober muß so spitz sein, daß sich ein Tautropfen in zwei Teile, ein Regentropfen in fünf Teile zerspaltet. EV 1186 : 1 Var.
Ein faden(langer) Mann, ein zweiter die Heugabel, ein dritter das Hinaufreichen ― das macht dann einen drei Faden hohen Schober. EV 11408 : 5 Var.

86. Die Heuzeit ― eine eilige und ernste Arbeitsperiode. Kalender der Heuernte (Anfang, Mitte, Ende)
Während der Heuernte hängt man den Schlaf an den Nagel. EV 1183 : 1 Var.
Das Brot (laß) für die Heuernte. EV 5684 : 13 Var.
Jaan (Johannistag, 24. VI) kommt mit der Sense, Maarja (Mariä Heimsuchung, 2. VII) folgt mit dem Rechen. EV 2330 : 1 Var.
Zum Heumarientag (Mariä Heimsuchung, 2. VII) mußte das halbe Heu gemacht sein. EV 1192 : 2 Var.
Die Sense an den Haken, die Sichel in die Hand. EV 14168 : 6 Var.
Wenn am Jakobstag (25. VII) die Rechen und Sensen an den Nagel gehängt sind, dann sind alle Arbeiten in Ordnung. EV 2313 : 1 Var.
Der Jakobstag (25. VII) hängt die Sensen an den Nagel und spannt die Ochsen ein. EV 2311 : 1 Var.
Olev (Olafstag, 29. VII) ) setzt dem Schober den letzten Kopf (d. i. das letzte Heu) auf. EV 7828 : 1 Var.
Am Olafstag (29. VII) endet die Heuernte und beginnt die Kornernte. EV 7831 : 1 Var.

BBD. Die Beförderung des Heus, das Kaufen des Heus

87.
Im Sommer legst du den Pelz zum Aufbewahren in den Heustapel, im Winter nimmst du ihn wieder heraus. EV 10991 : 1 Var.
Heu hat auch im Winter Sommerwärme in sich. EV 1174 : 1 Var.
Es ist leichter, im Sommer mit der Sense Heu zu machen als im Winter mit dem Krummholz. EV 1179 : 1 Var.

BC. VIEHZUCHT, HAUSTIERE

BCA. Der Viehzuchtkalender

88. Winterliche Vorräte des Viehfutters
Kann der Teufel am Michaelstag (29. IX) Heu trocknen, so wird es an Viehfutter nicht fehlen. EV 6816 : 1 Var.
Wenn am Michaelstag (29. IX) Vollmond ist, muß es fürs Vieh reichlich Futter geben. EV 6814 : 3 Var.
Wenn am Michaelstag (29. IX) Neumond ist, so reicht das Stroh nicht für das Vieh. EV 7554 : 3 Var.
Der Antoniustag (17. I) ist des Menschen Jakobstag (25. VII) und des Viehs Georgstag (23. IV). EV 12300 : 1 Var.
Am Antoniustag (17. I) mußte die Hälfte des Viehfutters vorhanden sein. EV 12299 : 125 Var.
Wenn es am Poornatag (d. i. am ersten Sonntag nach Fastnacht) stöbert und Schnee über den Weg stiebt, dann muß für das Vieh ein Fuder Futter mehr dasein. EV 8982 : 11 Var.
Bis zum Georgstag (23. IV) (muß) das Heu für die Herde, bis zum Kreuztag (Himmelfahrt) das Heu für den Ochsen (reichen). EV 2797 : 7 Var.
Jüri (Georgstag, 23. IV) fragte sich noch einen Haufen hinter den Berg. EV 2780 : 1 Var.
Jüri (Georgstag, 23. IV) sagte: "Mein. Heuhaufen muß vorhanden sein". EV 2786 : 2 Var.
Alte Garben sollen bis Volber (Walpurgistag, 1. V), etwas (auch) noch bis Eerik (Erikstag, 18. V) reichen. EV 13508 : 8 Var.
Hält man es bis zum Lerchengesang aus, so hält man es auch bis zum Kuckucksruf aus (Gilt für Viehfutter). EV 6118 : 1 Var.
Des Viehs Strohmangel ist des Hungers Mutter. EV 5995 : 1 Var.

89. Das Weiden des Viehs: das "Abgeben der Schlüssel" den Haustieren im Frühling; die Vorteilhaftigkeit des frühen Weidens; der Michaelistag ― das Ende der Weideperiode
Zur Lichtmeß (2. II) geht das Schwein sein Ohr (in der Sonne) wärmen. EV 5230 : 7 Var.
Am Matthiastag (24. II) wird den Hühnern der Schlüssel in die Hand gegeben. EV 6275 : 100 Var.
Wenn am Matthiastag (24. II) das Huhn den Schlüssel bekommt, so bekommen auch alle anderen Tiere den Schlüssel; wenn aber das Huhn (den Schlüssel ) nicht bekommt, so (bekommen ihn) auch die anderen nicht. EV 6269 : 3 Var.
Geht das Huhn nicht fort, gehen auch die anderen Tiere nicht fort. EV 3143 : 1 Var.
Am Gertrudstag (17. III) wird der Schweinetrog hinter den Zaun geworfen, das Schwein muß sich dann selbst ernähren. EV 5017 : 3 Var.
Der Schweine Pflügen und der Frauen Aussaat sind im Frühling die allerersten. EV 10372 : 1 Var.
Am Marientag (Mariä Verkündigung, 25. III) gibt man den Schweinen den Schlüssel ab. EV 6237 : 70 Var.
Am Kohlmarientag (Mariä Verkündigung, 25. III) bindet man dem Schwein den Trog auf den Rücken und schickt es in den Wald. EV 3195 : 2 Var.
Wenn man den Schweinetrog nicht zwei Wochen vor dem Kohlmarientag (Mariä Verkündigung, 25. III) herauswirft, so wirft man ihn zwei Wochen nach dem Mariä Verkündigungstag heraus. EV 3197 : 10 Var.
Am Kohlmarientag (Mariä Verkündigung, 25. III) wird der Rüssel des Schweines frei. EV 3194 : 1 Var.
Der Wolf bei der Herde, der Hund am Schopf. EV 1624 : 1 Var.
Die Sau soll gesagt haben: "Wenn ein Flecken Land, so breit wie meine Hand, schon kahl ist, dann ernähre ich mich und meine Ferkel selbst". EV 659 : 3 Var.
Der Mutter Herz ist immer schwächer als (das) des Vaters. EV 623 : 1 Var.
Wenn es schon so viel kahle Erde gibt, daß ein Pferd sich dort wälzen kann, braucht man von ihm keine Arbeit zu verlangen, denn dann ernährt es sich selbst. EV 8307 : 4 Var.
Das Pferd hat versprochen, mit dem Fohlen dann ins Freie zu gehen, wenn ein hautgroßer Flecken (Erde) schon kahl ist. EV 1342 : 15 Var.
In einem Monat balzen die Birkhühner, im anderen balzen die Hirten. EV 15051 : 4 Var.
Am Georgstag (23. IV) wird den Tieren der Schlüssel abgegeben. EV 2792 : 4 Var.
Treibe die Herde auf Jüris (Georgstag, 23. IV) Tau heraus. EV 3235 : 1 Var.
Ab Walpurgistag (1. V) ist des Pferdes Haferfutter im Wald. EV 14274 : 1 Var.
Wenn im Frühling das Espenblatt zittert, dann wird das Pferd im Walde satt. EV 3665 : 2 Var.
Wenn die Riedgräser blühen, so ist des Pferdes Hafermetze draußen. EV 6960 : 1 Var.
Lieber hat das Vieh im Frühling eine trockene Rute zum Nagen als einen Schoßvoll Heu im Herbst. EV 14268 : 2 Var.
Frühlingserde ist süßer als Herbstgrummet. EV 3671 : 15 Var.
Nach dem Michaelstag (29. IX) darf man die Herde nicht mehr ruhig in den Wald treiben, weil dann dem Wolf das Recht im Walde gehört. EV 6832 : 1 Var.
Am Michaelsabend (29. IX) werden die Fohlen aus dem Wald gebracht und das Wolfsmaul wird zerrissen. EV 6821 : 1 Var.

90. Der Nährungszustand und das Aussehen der Haustiere in verschiedenen Jahreszeiten
Im Herbst zahlt man (Geld) für Fleisch, im Frühling für Knochen. EV 11397 : 1 Var.
Ein Tier im Herbst und ein Mensch im Frühling sind von gleicher Art. EV 11400 : 2 Var.
Die Grassode wird schon schälen (Der Frühling wird das Vieh dahinraffen, wenn es auf die Weide geht). EV 7092 : 1 Var.
Jüri (Georgstag, 23. IV) schindet das Pferd. EV 2783 : 1 Var.
Der Sommer wird schon striegeln, Jaan (Johannistag, 24. VI) auf die Beine helfen. EV 10976 : 40 Var.
Der Wind wird schon striegeln, des Waldes Wipfel (werden) trennen. EV 12232 : 2 Var.
Im Sommer bist hochmütig, im Winter wirst es schon zurückgeben (d. i. bist klein und bescheiden). EV 10989 : 1 Var.

91. Der Milchertrag der Kühe
Wenn der Birkensaft fett ist, so ist die Kuhmilch mager; wenn der Birkensaft mager ist, so soll die Kuhmilch fett sein. EV 3333 : 7 Var.
Sommerzeit ist Milchzeit. EV 10999 : 1 Var.
Die sommerliche Kuh milcht aus dem Mund, die winterliche hinter dem eigenen (d. i. des Besitzers) Rücken. EV 10921 : 1 Var.
Melkst im Sommer, steckst in den Mund; melkst im Winter, Kinder hinterdrein. EV 11000 : 1 Var.
Jüri (Georgstag, 23. IV) gibt einen Stof (Milch), Jaan (Johannistag, 24. VI) nimmt einen Stof (Milch). EV 2776 : 1 Var.
Viitk (Vitustag, 15. VI) nimmt vom Rand, Jaan (Johannistag, 24. VI) teilt zur Hälfte, Piidre (Peterstag, 29. VI ) bringt auch den Rest weg. EV 14154 : 8 Var.
Jaan (Johannistag, 24. VI) nimmt die Milch weg. EV 2335 : 4 Var.
Jaan (Johannistag, 24. VI) nimmt eine Bütte, Jaagup (Jakobstag, 25. VII) zwei, Laurits (Laurentiustag, 10. VIII) leckt den Boden ab. EV 2336 : 80 Var.
Jaan (Johannistag, 24. VI) nimmt der Kuh eine Zitze, Jakob (Jakobstag 25. VII) die zweite, Mihkel (Michaelstag, 29. IX) die dritte und Märt (Martinstag, 10. XI) die vierte. EV 2334 : 11 Var.
Bringt man den Mist (fort), bringt man (auch) die Milch (fort). EV 11150 : 1 Var.
Die Sense nimmt von der Kuh die Milch, nach der Sichel gibt (die Kuh) Milch. EV 14169 : 6 Var.

92. Das Scheren der Schafe
Bei Neumond auf die Weide, bei Altmond unters Dach. EV 7560 : 40 Var.
Schafe werden im Frühling vor der Brache, im Herbst vor dem Verschluß (d. i. bevor man sie einsperrt) geschoren. EV 5428 : 1 Var.
Am Georgstag (23. IV) gibt das Schaf einen Rock, am Michaelstag (29. IX) einen Pelz. EV 2790 : 2 Var.
Zwischen dem Martins- und dem Katharinenbettler (Martins- und Katharinentag, 10. und 25. XI) schert man keine Schafe. EV 6399 : 7 Var.
Am Katharinentag (25. XI) befahl das Schaf sich nicht zu scheren; es sagte, daß es in Pelz (und) Hemd in die Kirche gehen will. EV 2876 : 1 Var.
Luts (Lucientag, 13. XII) zählt die Schafe zusammen. EV 6094 : 1 Var.

93. Das Schlachten der Tiere im Herbst
Am Olafstag (29. VII) muß das Messer blutig gemacht werden. EV 7835 : 1 Var.
Olev (Olafstag, 29. VII) kommt und schlachtet einen Bock, Laurits (Laurentiustag, 10. VIII) ein Schaf oder eine Ziege. EV 7829 : 1 Var.
Laurits (Laurentiustag, 10. VIII) kommt, das Schlachtbrett auf dem Rücken, Pärt (Bartholomäustag, 24. VIII) kommt, das Messer in der Hand (d. i. die Zeit des Schlachtens). EV 5608 : 4 Var.
Mihkel (Michaelstag, 29. IX) kommt Mit dem Widder. EV 6810 : 1 Var.
Kommt der Michaelstag (29. IX), so endet des Widders Qual. EV 6819 : 5 Var.
Am Michaelstag (29. IX) muß geschlachtet werden. EV 6829 : 1 Var.
Schlachte den Ochsen im Herbst, vier Scheffel Roggen bleiben vom Essen zurück (d. i. übrig). EV 11398 : 1 Var.

94. Die Geburt der Jungtiere
Frühes Kalb, spätes Lamm. EV 13707 : 16 Var.
Ein Altmondochs und eine Altmondkuh sind gut zu züchten. EV 13554 : 2 Var.
Hühner bei Neumond, Kälber bei Altmond. EV 3114 : 1 Var.

95. Wichtige Tage für die Imkerei
Wenn am Kohlmarientag (Mariä Verkündigung, 25. III) die Bienen mit den Beinen bringen, dann schüttest du (sie) am Georgstag (23. IV) aus dem Bienenstock heraus. EV 3199 : 1 Var.
Am Heumarientag (Mariä Heimsuchung, 2. VII) nimmt man das erste Mal Honig, am Jakobstag (25. VII ) das zweite Mal und am Laurentiustag (10. VIII) das letzte Mal. EV 1191 : 1 Var.

BCB. Fütterung, Pflege und Behandlung der Tiere

96. Tiere und Tierefutter: was und wieviel für welche Tierart; was wem am günstigsten (angenehm, schädlich) ist usw.
Ein Maulvoll Brot vom Herrn ist dem Pferd mehr als ein Gericht Hafer vom Knecht. EV 10964 : 1 Var.
Für ein müdes Pferd ist ein Stück Brot ― groß wie sein Ohr ― mehr als ein Garnitz Hafer. EV 14501 : 16 Var.
Stroh ist Punus (d. i. Ochsenname) Futter. EV 9134 : 1 Var.
Vorzeiten soll der Ochs gesagt haben: "Ganzer Mann, volles Maß; ein Bund Stroh und ein Zuber Wasser". EV 1826 : 1 Var.
Der Schweineschwanz wächst immer im Kornkasten. EV 10242 : 1 Var.
Wer viel Getreide hat, der soll viele Schweine halten; wer viel Geld hat, der soll eine Mühle bauen. EV 14185 : 2 Var.
Das Schwein ist des Brotes Vogel. EV 10402 : 1 Var.
Ein Schwein für den Beginnenden, ein Schaf für den Beendenden. EV 10385 : 1 Var.
Salz ist des Schweines Töter. EV 10615 : 1 Var.
Eine Bütte Strömlinge ist mehr als ein Tschetwert Korn, um das Schwein zu füttern. EV 9394 : 1 Var.
Ferkelfraß ist besser als Kälbertrank. EV 9223 : 1 Var.
Wenn das Schaf im Herbst dreimal Getreidekeime fressen kann, so soll es bis Weihnachten aushalten. EV 5421 : 1 Var.
Im Winter frißt das Schaf durch ein gebohrtes Loch ein Fuder Heu auf. EV 5432 : 27 Var.
Bekommt das Schaf täglich so viel Heu, wieviel es beim Scheren Wolle gibt, dann hat es noch nicht zu wenig gefressen. EV 5420 : 1 Var.
Das Vieh frißt Grummetheu anstelle von Getreide. EV 14771 : 1 Var.

97. Füttere / pflege das Tier gut (dann ist sein Haarpelz glatt, das Zugtier zieht gut, das Schwein mästet sich, die Kuh gibt Milch, das Huhn legt Eier, der Hund bellt, die Katze fängt Mäuse)
Wie die Pflege, so der Tod. EV 1479 : 2 Var.
Der Speicher ist des Tieres und Gott des Menschen Hexe. EV 209 : 1 Var.
Gutes bekommt man nicht ohne zu locken, Glattes nicht ohne zu streicheln. EV 1136 : 3 Var.
Striegle das Pferd mit dem Sack und dem Sackboden, aber nicht mit dem Striegel. EV 3100 : 1 Var.
Striegle das Pferd von außen und innen. EV 1409 : 2 Var.
Streichle das Pferd von innen, dann ist kein Striegel nötig. EV 10430 : 4 Var.
Treib das Pferd nicht mit der Peitsche, sondern mit Hafer an. EV 1364 : 7 Var.
Neun Fütterungen geben dem Pferde nicht zurück, was mit einer Fütterung schuldig blieb. EV 14851 : 2 Var.
Wie du fütterst, so du fährst. EV 11324 : 15 Var.
Wer das Pferd füttert, der fährt. EV 1387 : 1 Var.
Wie du das Vieh fütterst, so zieht es. EV 6026 : 1 Var.
Wer das Pferd behütet, der fährt. EV 1386 : 1 Var.
Das Pferd läuft der Zügel wegen, springt des Hafersackes wegen. EV 1334 : 2 Var.
Während der Fuhre soll das Pferd in einer Nacht neunmal überprüft werden, dann wird des Pferdes Hals nicht krank. EV 1346 : 4 Var.
Das Pferd hat vorzeiten gesagt, daß es für seine große und schwere Arbeit als Lohn nichts anderes haben möchte, als einen vollen Bauch und nette Hufeisen, die seinen Füßen nicht wehtun lassen. EV 1347 : 1 Var.
Das Beschlagen mit Hufeisen ist des Pferdes Belohnung. EV 1353 : 1 Var.
Wenn der Bauer Heu hat, so ist der Ochs am Pflug. EV 8607 : 1 Var.
Der Ochs sagte zu dem Bauern: "Behalte mich (sieben) Wochen in Muttermilch und laß mich (fünf) Jahre frei umherlaufen, dann leg (d. i. spann) mich vor die eiserne Egge". EV 1837 : 1 Var.
Wie du das Schwein fütterst, so wächst es. EV 10354 : 1 Var.
Gib dem Ferkel, so findest beim Ferkel. EV 9213 : 1 Var.
Wie du fütterst, so du melkst. EV 11325 : 3 Var.
Der Kuh Art ist im Kornkasten (Der Milchertrag hängt vom Futter ab). EV 5637 : 1 Var.
Milch ist bei der Kuh nicht unter der Zunge, Milch ist auf der Zunge. EV 8758 : 1 Var.
Die Kuh milcht aus dem Mund, das Huhn legt Eier aus dem Schnabel. EV 5640 : 165 Var.
Das Huhn hat versprochen, jeden Tag ein Ei zu legen, wenn man es im ersten Frühling brüten läßt und ihm jedes Mal, wenn es Eier gelegt hat, einige Getreidekörner gibt. EV 3126 : 1 Var.
Wie man den Hund füttert, so hütet er das Vieh. EV 4117 : 1 Var.
Wie man den Hund füttert, so bellt er. EV 4126 : 3 Var.
Füttere den Hund gut, dann bellt der Hund auf die Freier. EV 11329 : 1 Var.
Wenn man sich um den Magen (d. i. das Fressen) von Muri und Tuks (d. i. Hundenamen) kümmert, dann kümmern sich auch Muri und Tuks um die Habe des Herrn. EV 6931 : 1 Var.
Wer die Katze nicht füttert, der füttert die Mäuse. EV 3389 : 5 Var.
Wer die Katze quält, der besitzt kein Pferd. EV 3390 : 11 Var.
Wenn die Katze im Hause fett ist, so ist auch das Pferd fett. EV 3397 : 1 Var.
Eine fette Katze ist der Pferde Glück. EV 9548 : 1 Var.
Wer die Katze liebkost, dem fällt Segen auf den Hof. EV 3394 : 1 Var.

[98–102] Das Behandeln der Tiere, ihre Lebenslage

98. Der Zusammenhang zwischen dem Füttern und dem Peitschen der Zugtiere
Den Ochsen peitsche, das Pferd schone. EV 1828 : 1 Var.
Für ein altes Pferd ― die Peitsche mit einem Knoten und die Hafermetze voll bis an den Rand, für ein junges Pferd ― eine gehäufte Hafermetze und die Peitsche ohne Knoten. EV 13425 : 1 Var.
Gib dem Pferd immer Mehltrank und Hiebe. EV 1366 : 1 Var.
Gib die Peitsche, füttere von der Handfläche. EV 8776 : 1 Var.
Das Pferd hat keine Angst vor dem Schlag, das Pferd hat Angst vor dem Fressen. EV 1367 : 1 Var.
Je länger die Peitsche, desto flinker das Laufen. EV 8798 : 1 Var.
Je länger die Peitsche, desto erfolgreicher das Pflügen. EV 8779 : 1 Var.
Je länger die Peitsche, desto größer die Ernte. EV 8796 : 6 Var.
Die Peitsche ist des faulen Pferdes Haferfutter. EV 8781 : 2 Var.
Die Peitsche gibt die Hälfte des Hafers dem Faulen. EV 8780 : 1 Var.
Die Peitsche macht den Wallach mutig. EV 9800 : 1 Var.
Nicht die Arbeit tötet ein scheues Pferd, die Peitsche tötet (es). EV 8702 : 1 Var.
Das Pferd ist gut, die Peitsche sei noch besser. EV 1319 : 8 Var.
Spann das Pferd an, aber behalte die Peitsche in der Hand. EV 1406 : 1 Var.

99. Die Verurteilung des schlechten Behandelns von Pferden (Schlagen, Überlasten, Hetzen)
Besser füttern als fahren. EV 11326 : 1 Var.
Eher kann ein Pferd den Mann prügeln, als der Mann ein Pferd prügeln. EV 1318 : 1 Var.
Wer eine lange Peitsche hat, der hat ein kleines Pferd. EV 8789 : 1 Var.
Nimmt man von einem müden Pferd ein Paar Handschuhe weg, (es) hat es auch leichter. EV 14503 : 2 Var.
Es soll immer der Sieg des Pferdes, nicht der Fuhre sein. EV 1405 : 1 Var.
Das Pferd ist zum Arbeiten geschaffen, aber nicht, um geplagt zu werden. EV 1348 : 1 Var.
Der Stumme (d. i. das Pferd) muß schleppen, was der Unverständige ihm auflegt. EV 3543 : 25 Var.
Was weiß der Stumme davon, was der Unvernünftige tut. EV 3545 : 2 Var.
Wer kennt (wohl) des Stummen Not. EV 3544 : 1 Var.
Das Pferd widerspricht niemals, es geht, bis (es) auf die Nase fällt. EV 1370 : 1 Var.
Was tut schon ein Pferd dem verrückten Herrn oder eine Frau dem lumpigen Mann. EV 1402 : 1 Var.

100. Was ist schwer und was ist leicht für ein Pferd; wo ist es ihm gut, wo schlecht
Das Pferd fürchtet keine großen Fuhren, es fürchtet häufige (Fuhren). EV 1372 : 1 Var.
Es ist gut, eine Menschenfracht zu schleppen. EV 2152 : 1 Var.
Eher zieht das Pferd acht Männer als zwei Frauenzimmer. EV 1369 : 1 Var.
Das Pferd zieht lieber neun (Menschen), als daß es einen auf dem Rücken trägt. EV 1317 : 8 Var.
Ein Pferd fährt lieber auf dem Kriegspfad als auf dem Hochzeitspfad. EV 1322 : 8 Var.
Der Mann auf der Hochzeit, das Pferd in der Hölle. EV 6600 : 75 Var.
Das Pferd versprach, lieber vier Männer in die Kirche zu bringen als einen Mann ins Wirtshaus. EV 1321 : 8 Var.
Überall geht das Pferd vorbei, aber nicht am Wirtshaus. EV 1377 : 3 Var.
Wo der Mann es gut hat, da hat es auch das Pferd gut. EV 6552 : 1 Var.
Gibst du das Pferd einem anderen, so gib auch das Messer (mit). EV 1308 : 15 Var.

101. Die Meinungen des Schafes über das Scheren
Gedeihen sollen Augenwäscher und verschwinden die Haarschopfschneider (Dem Schaf darf man den Schopf auf der Stirn nicht abscheren; vor der Schur müssen dieSchafe gewaschen werden). EV 10410 : 5 Var.
Das Schaf soll gesagt haben: "Wenn man meine Füße beim Scheren mit einem wollenen Band festbindet, so werde ich immer Wolle geben; aber wenn man mit einem harten und festen Band bindet, so werde ich rauhe Wolle geben". EV 5431 : 1 Var.
Wer des Schafes Kopf schert, lebt ein paar Tage; wer den Schwanz (schert), der (lebt) hundert Jahre. EV 7431 : 7 Var.

102. Die Lebenslage und die Ställe der Tiere; wer hat es leicht, wer hat es schwer; wer ist drinnen, wer ist draußen
Der Hund muß am Tage Vieh hüten, in der Nacht fronen. EV 4101 : 1 Var.
Das Pferd ist des Mannes Sklave. EV 1340 : 2 Var.
Dem Füllen ist der Schwanz zur Last. EV 11186 : 1 Var.
Der Schwanz ist der Katze Last. EV 3362 : 1 Var.
Der Hund muß eine eigene Wohnung und Futter vom Herrn haben, die Katze aber eine Wohnung vom Herrn und eigenes Futter. EV 4071 : 1 Var.
Das Ferkel wächst im Kot auf, das Küchlein im Zimmer. EV 9225 : 1 Var.
Des Hundes Platz ist unter dem Tisch. EV 4058 : 1 Var.

BCC. Nutzen und Schaden beim Halten der Tiere

103. Woher kennt man die Eigenarten eines Tieres?
Das Pferd kennt man an den Zähnen, die Kuh an den Hörnern. EV 1361 : 2 Var.
Schau die Zähne an, das Pferd hat einen Brief mit. EV 817 : 1 Var.
Das Euter ist der Milch Spiegel. EV 12803 : 1 Var.

104. Der Wert der Tiere (Stärke, Leistungsfähigkeit). Welches Tier ist es günstig zu halten, welches nicht
Das Pferd ist des Hauses Stütze. EV 1368 : 1 Var.
Das Pferd ist (seines) Herrn Brotgeber. EV 1373 : 1 Var.
Das Pferd ist (seines) Herrn Ernährer. EV 1374 : 2 Var.
Der Wolf soll dieses Pferd fressen, das zwei Männer nicht trägt. EV 10838 : 1 Var.
Des Pferdes Fleisch wird ja nicht auf den Tisch gelegt. EV 1311 : 1 Var.
Der Wolf frißt auch Pferdefleisch. EV 10839 : 6 Var.
Pferd, du Wolfsfleisch, dein Schenkel wird nicht gekocht, deine Seite nicht gebraten. EV 1344 : 1 Var.
Ein schönes Pferd bringt zur Versteigerung. EV 2055 : 1 Var.
Ein Hengst ist immer stark, eine Stute ist zeitweilig stark, ein Wallach ist niemals stark. EV 12364 : 1 Var.
Eine Stute und Hafer sind zuweilen kümmerlich. EV 7079 : 1 Var.
Stuten und Roggenfeuer bringen dem Mann großen Nutzen. EV 7080 : 1 Var.
Wo der Ochs frißt, da der Ochs schläft. EV 1855 : 1 Var.
Das Pferd scheißt Gold, aber der Ochs scheißt Dreck. EV 1358 : 1 Var.
Pferdemilch ist besser als Kuhmilch. EV 1325 : 8 Var.
Für Geld bekommt man (etwas) und mit dem Pferd kommt man vorwärts, aber mit der Kuh bekommt man nichts. EV 9460 : 2 Var.
Sommerroggen und Ziegendreck ernähren den Bauern nicht. EV 11005 : 2 Var.
Das Schwein ist des ehrlichen Mannes Brotbelag. EV 10382 : 16 Var.
Ein Schwein frißt das Pflügen und Säen von neun Pferden auf. EV 15073 : 1 Var.
Es ist besser, Ziegen zu halten als einen alten Bock zu schleppen. EV 3921 : 1 Var.
Eher bekommt man aus dem Schnabel eines Huhns als aus dem Maul einer Kuh. EV 3107 : 1 Var.
Sammle lieber in eine Eierschale als in die Zitze einer Kuh. EV 6905 : 1 Var.
Bienen kleiden dich in Samt und Seide, das Schwein frißt dir sogar die Augen aus dem Kopf. EV 6751 : 1 Var.
Bienenwachs ist reines Geld. EV 13217 : 1 Var.
Ein guter Hund, er ist immer des Hauses Schloß. EV 4033 : 1 Var.
Der Hund ist des Heimes Ohr, das Schiebefenster des Hauses Auge. EV 8564 : 2 Var.
Scheint (wohl) aus dem Hundearsch die Sonne. EV 4040 : 1 Var.

105. Die Strategie des Nutzens / Nichtnutzens beim Kaufen (oder Verkaufen) eines Tieres
Es ist schwierig, auf dem Jahrmarkt ein Pferd zu kaufen und im Wald einen Weihnachtsbaum zu suchen. EV 5252 : 1 Var.
Mit Spreu kann man ein Pferd wohl halten, aber kaufen (kann man es ) für Spreu nicht. EV 1324 : 2 Var.
Kaufst ein gutes Pferd, fährst mit einem besseren. EV 1058 : 3 Var.
Vom Tun bekommt man ein Körnchen, vom Schlafen bekommt man kein Beerchen. EV 11804 : 12 Var.
Wer ein Pferd kauft, der trägt seine Nase hoch; wer Geld zählt, der bekommt einen Kadaver. EV 1388 : 1 Var.
Füttere das Pferd, solange du es hast: Dann bekommst du einen guten Preis. EV 11328 : 1 Var.
Besser mit Mühe erziehen als ein fertiges Stück kaufen. EV 13181 : 1 Var.

106. Wieviel Tiere soll man halten, was ist besser ― ein wohlbehaltenes oder mehrere magere Tiere? Man hat kein / ein Tier ― man hat keine / viel Sorgen und Kosten
Die Herde gibt ja keine Milch, die Kuh gibt Milch. EV 3233 : 1 Var.
Besser fünf mit Getreide als sechs mit Hunger. EV 14142 : 1 Var.
Besser fünf, die jammern, als zwei, die springen. EV 14143 : 1 Var.
Besser immer zwei Zottige als eine Glatte. EV 2956 : 1 Var.
Besser ein gutes Pferd als neun schlechte. EV 14913 : 2 Var.
Eine Kuh begießt den Reifen, die andere den Rand, die dritte bedeckt schon den Boden (Beim Milchertrag). EV 14953 : 1 Var.
Wenn es nichts zu fahren gibt, dann gibt es nichts zu füttern. EV 11088 : 4 Var.
Wer ein Pferd im Stall hat, der hat den Kopf voller Sorgen. EV 1378 : 18 Var.
Wer ohne Pferd, der ohne Sorgen; wer ohne Boot, der ohne schlechtes Wetter. EV 1382 : 8 Var.
Gut ohne Ochsen, sorglos ohne Pferde: Weder zu füttern noch zu fahren. EV 1002 : 7 Var.

107. Schlachten oder Halten? Der Risiko, daß ein Tier verdirbt, die Vermehrung der Tiere
Verschlagener ist die Kuh beim Melken als beim Schlachten. EV 1915 : 20 Var.
Einst soll eine alte Sau dem Bauern, der sie schlachten wollte, gesagt haben: "Laß mich sieben Jahre zeugen, und dann steck das Messer nicht mehr in die Scheide". EV 664 : 1 Var.
Das Schwein ist wie Dreck zu vermehren (d. i. vermehrt sich schlecht), das Schaf ist wie Kot zu erzeugen (d. i. wird mit Mühe erzeugt). EV 10405 : 1 Var.
Vermehrt sich (rasch) wie Leinsamen, kommt um (so rasch) wie ein Kücken. EV 5871 : 1 Var.
Des Birkenpilzes Alter ― des Kalbes Tod (Die Lebensdauer eines Pilzes ist ebenso kurz wie das Leben eines Kalbes). EV 11709 : 1 Var.
Die Herde schützt (od. erhält) die Herde. EV 3236 : 3 Var.
Behüt uns Gott vor Fleisch im Sommer und vor Milch im Winter. EV 2526 : 1 Var.

108. Ein Tier ist kostspieliger als ein Mensch
Viehverlust ist größer als Menschenverlust. EV 6034 : 1 Var.
Besser Hunger im Haus als Hunger im Stall. EV 11593 : 1 Var.
Mehr Schaden bringt der Tod des Pelzfußes (d. i. des Tieres) als der Tod des Glattfußes (d. i. des Menschen). EV 2942 : 2 Var.
Des Tieres Stöhnen ist bedauernswerter als des Menschen Beten. EV 533 : 1 Var.

109. Ein Tier hat nur den Verstand eines Tieres; die Gefahr, daß ein Tier wegläuft oder wild wird
Tiere haben ja keinen Verstand im Kopf. EV 532 : 1 Var.
Ein Tier hat eines Tieres Verstand. EV 6029 : 1 Var.
Das Tier soll eines Tieres und der Mensch eines Menschen Verstand haben. EV 6027 : 1 Var.
Füttere das Pferd wie einen Bruder und feßle (es) wie einen Dieb. EV 1362 : 90 Var.
Ein gefüttertes Pferd und ein geschmierter Wagen wollen gut gehalten werden. EV 11334 : 1 Var.
Geduldig der Herr, ebenso geduldig das Pferd. EV 11704 : 1 Var.
Des Ochsen Zügel sind in des Teufels Hand. EV 2683 : 2 Var.
Trau nicht des Pferdes Füßen. EV 1413 : 1 Var.
Der Hund fragt ja nicht nach dem Messer, wenn er beißen will. EV 4016 : 11 Var.
Narre nicht den Hund, der Hund beißt. EV 7399 : 4 Var.
Der Hund fragt ja nicht nach Zähnen. EV 8539 : 17 Var.

BCD. Omina, Aberglaube, Verbote und Zauberei in bezug auf Haustiere

110.
Wenn der Hahn auf die Hühnerstange geht (und) sitzend kräht, wird's gutes Wetter geben; wenn aber stehend, wird's Regen geben. EV 3770 : 7 Var.
Wenn der Hahn im Frühling früh auf ist, soll der Bauer auch früh auf sein. EV 3769 : 1 Var.
Wenn das Schwein sich vor dem Georgstag (23. IV) im Kot wälzt, kommt ein kalter Frühling. EV 10345 : 8 Var.
In des Wolfes Spuren ist der Schafe Segen, aber in des Schweines Spuren Unglück. EV 1605 : 1 Var.
Wenn ein Schwein in den Kohl geht, wird noch etwas (aus dem Kohl); aber wenn ein Huhn den Kohl berührt, ist der Kohl aus. EV 10347 : 1 Var.
Die Schweinespur vermehrt, die Hühnerspur verliert. EV 10367 : 4 Var.
Unter der Hundepfote wächst die Saat. EV 8565 : 6 Var.
Das Huhn heilt Sünden, die Katze sündigt (selbst) (Ein Huhn pickt die Brotkrumen auf; diese zu verstreuen, wäre eine Sünde). EV 3131 : 1 Var.
Was die Katze geleckt hat, das kann man in drei Tagen nicht reinwaschen. EV 9262 : 1 Var.
Auf (der Spitze) der Katzenzunge sind Krankheiten, auf (der Spitze) der Hundezunge ist Arznei. EV 3352 : 160 Var.
Unter der Mäusezunge ist Gold, unter der Hundezunge Geld. EV 1236 : 1 Var.
Der böse Kuckuck, das schlechte Gänschen, am boshaftesten war das Fohlen. EV 4617 : 20 Var.
Ein Huhn singt nicht, ohne Schaden (zu bringen). EV 3122 : 1 Var.
Des Huhnes Glück ist schön (Wer Glück in der Hühnerzucht hat, dem gelingt auch sonst alles). EV 3130 : 1 Var.
Wer einen Zehenfuß (d. i. einen Vogel od. ein Huhn) tauscht, der verliert einen Haarfuß (d. i. ein Tier, bzw. eine Kuh). EV 13864 : 2 Var.
Schafe mit schwarzen Lämmern müssen Sorgen sehen (d. i. werden es schwer haben). EV 5426 : 1 Var.
Ein weißer Hahn ist des Teufels Pate, ein schwarzer ist (des Teufels) Raubtier, ein bunter (des Teufels) wildes Tier, ein roter (des Teufels) Halbbruder. EV 13291 : 11 Var.
Der Hund mit einer weißen Schwanzspitze ist verlogen. EV 13294 : 2 Var.
Ein schlafender Hund hat einen großen Kopf, ein laufender Hund einen breiten Rücken. EV 6298 : 2 Var.
Wenn das neugeborene Kalb sechs Zähne im Maul hat, so wird aus ihm eine böse (d. i. schlechte) Kuh; (wenn) sieben, dann eine ordentliche (d. i. gewöhnliche); (wenn) acht, (dann) für die Herde, (wenn) neun, (dann) eine sehr gute. EV 11426 : 6 Var.
Wenn das Schaf beim Scheren scheißt, dann vermehrt es sich, wenn es aber harnt, dann vermindert es sich. EV 5422 : 1 Var.
Namen nach Wochentagen retten, Farbennamen verlieren (Gilt für Tiernamen). EV 9288 : 6 Var.
Die einästige (Rute) sucht auf, die zweiästige verliert, die dreiästige treibt nach Haus. EV 14826 : 3 Var.
Wer einen Hund mit dem Fuß schlägt, dessen Fuß wächst aus dem Grabe heraus. EV 4057 : 11 Var.
Zähl die Knochen und lies die Zähne, zähl nicht des anderen Vieh. EV 6098 : 2 Var.
Hebst hoch, wächst hoch. EV 4857 : 1 Var.
Über den Ochsen, das Pferd wird getreten; die Kuh, das Schaf werden zwischen den Füßen hindurchgeschoben. EV 1829 : 2 Var.
Was der Wind gemacht, das verbessert das Feuer. EV 12238 : 2 Var.
Schämt euch vor der Dämmerung, begeht feierlich die Dunkelkeit, dann wird's gute Ochsen mit großen Hörnern geben. EV 1698 : 10 Var.
Wenn du die Dämmerung begehst, werden die Kühe gut; wenn du die Dunkelheit begehst, wird es Milchkühe geben. EV 1811 : 1 Var.
Zur Zeit des Morgenrotes ― starke Ochsen, im Halbdunkel ― fleißige Ochsen. EV 4255 : 1 Var.
In der Dämmerung sind die Ochsen groß, im Halbdunkel die Wollhaare lang. EV 1812 : 12 Var.

BCE. Verschiedenartiges (meistens im Zusammenhang mit den Eigenarten der Haustiere)

111.
Ein Pferd ist schlimm zu straucheln (d. i. ein Pferd strauchelt leicht). EV 1341 : 1 Var.
Beim Pferd ist der Arbeitende das Bein. EV 2396 : 1 Var.
Das Pferd läuft, soweit der Strick reicht. EV 1331 : 3 Var.
Die linke Seite trägt die Mähne, aber die rechte Seite (er)trägt die Peitschenschläge. EV 8243 : 1 Var.
Von rechts melkt man die Kuh, von links spannt man das Pferd an. EV 1019 : 1 Var.
Das Schwein frißt während der Mistkäferkühle (d. i. Abendkühle). EV 10390 : 1 Var.
Das Morgenrot dämmert, das Schwein treibt sich umher. EV 4257 : 1 Var.
Das Schwein ist wie der Herr (Am Abend lange auf, am Morgen schläft es lange). EV 10383 : 1 Var.
Das Schwein glaubt nie einem schmutzigen Eimer. EV 10399 : 1 Var.
Dem Wolf und dem Schwein entkommt auch die Seele nicht. EV 10806 : 1 Var.
Das Schwein hat ein weiches Herz, es schreit; aber das Schaf hat ein hartes Herz, es sagt nichts. EV 10381 : 2 Var.
Eine Katze läßt sich nicht belehren. EV 3350 : 1 Var.
Die Katze kostet eine Schuhnadel (d. i. Schusternadel) und der Hund ein Pfund Tabak. EV 3375 : 4 Var.

BD. FISCHFANG UND SEEFAHRT

112. Die See. Wettervorhersagen aufgrund der Beobachtungen der See
Im Meer bleibt nichts außer einem zweischneidigen Schwert und einer dreikantigen Nadel, alles übrige wird ans Ufer geschwemmt. EV 6726 : 1 Var.
Am Meer wartet man nicht auf (gutes) Wetter. EV 6730 : 1 Var.
Ist das Meer flach wie eine Milchbütte, dann steck schon die Wadenbänder in die Tasche, um die Mütze festzubinden. EV 6722 : 1 Var.
Sammuls (d. i. der Name eines Flusses) Rauschen bringt Regen. EV 10131 : 2 Var.
Wenn der Frost die Sumpfböden vor Weihnachten verzinkt, kommt für den ganzen Winter beständiges Eis ins Meer. EV 2731 : 1 Var.
Im Herbst soll das Meerwasser leicht und wütend, im Sommer schwer und freundlich sein. EV 11381 : 1 Var.
Kommt die Wärme übers Land, dann kommt ein warmer Frühling; kommt die Wärme aber übers Meer, dann wird der Frühling kalt sein. EV 10583 : 1 Var.
Wenn die Meere vor dem Kreuztag (d. i. vor der Himmelfahrt) voll sind (d. i. wenn Hochwasser ist), so kommt ein trockener Sommer. EV 9777 : 1 Var.
Verschwindet der Weg vom Lande, verschwindet (er) auch vom Meer. EV 11729 : 1 Var.

[113–115] Kalender des Seemannes

113. Die Wanderung und die Laichzeit der Fische, die günstigste und die ungünstigste Fischfangzeit
Frühling ― der Fisch will zur Meerbläue (d. i. in die Nähe der offenen See) Herbst ― der Fisch sucht des Landes Nähe. EV 3649 : 1 Var.
Die Quappen laichen um den Antoniustag (17. I). EV 6091 : 3 Var.
Am Antoniustag (17. I) seien der Quappe die Flechten losgegangen (d. i. die Quappe fängt an zu laichen). EV 12295 : 1 Var.
Ist das Birkenkätzchen aufgesprungen, dann ist auch der Magen der Plötze aufgesprungen. EV 4841 : 1 Var.
Vor dem Bartholomäustag (24. VIII) jeden Tag, nach dem Bartholomäustag eine Woche (laichen die Strömlinge). EV 9327 : 1 Var.
Am Pentstag (Benediktustag, 21. III) wendet der Fisch den Kopf dem Ufer zu. EV 8536 : 1 Var.
Zum Georgstag (23. IV) sei der Fisch an der Stange oder am Strande. EV 2799 : 4 Var.
Wenn die Hummel draußen ist, dann ist der große Strömling im Meer. EV 6220 : 2 Var.
Dann ist die Plötze im Schilf, wenn die Frösche quaken. EV 11187 : 2 Var.
Wenn der Hafer Ähren treibt, dann beißen die Fische am besten an. EV 2895 : 1 Var.
Der Frühlingswind deckt der Plötze das Bett, der Brachse den Tisch. EV 3651 : 1 Var.
Wenn die Birkenblätter so groß wie Mauseohren sind, dann ist die Fischzeit vorbei. EV 4818 : 1 Var.
Wenn die Stachelbeeren platzen, so ist auch die Fischzeit (d. i. die Zeit zum Fisch- fang) vorbei. EV 12005 : 1 Var.
Wenn die Schilfrohrspitzen bis ins Boot reichen, so ist die Brachenzeit vorbei. EV 9799 : 1 Var.

114. Omina des Fangertrags aufgrund der Wetterbeobachtungen
Wenn am Martinstag (10. XI) die Schneewehen zaunhoch sind, so kommt im Frühling ein (guter) Strömlingsfang. EV 6388 : 2 Var.
Wenn am Martinstag (10. XI) oder am Katharinentag (25. XI) sehr viel Reif liegt, so gibt es einen guten Fang; wenn der Reif nach dem Katharinentag fällt, so kommt der Fang nach dem Johannistag (24. VI). EV 6393 : 1 Var.
Sind die Bäume während der Weih nachtsfeiertage mit Reif bedeckt, so laichen die Fische am Ufer. EV 2739 : 1 Var.
Wenn eine Mütze (d. i. Schnee) auf dem Baumstumpf (ist), so wird man Fisch haben. EV 7114 : 1 Var.
Wie am Matthiastag (24. II) der Wind, so ist (auch) der Fischfang. EV 6265 : 1 Var.
Als der Wind am Matthiastag (24. II) vom Land wehte, dann blies er die Fische ins Meer; als er vom Meer war, dann (blies er) die Schlangen an Land. EV 6262 : 1 Var.
Am Morgen des Matthiastages (24. II) schneit es Fische, am Nachmittag Schlangen. EV 6285 : 1 Var.
Wenn am Georgstag (23. IV) das Wasser hoch war, hatte man eine gute Ernte; aber wenn das Wasser niedrig war, gab es einen reichen Fischfang. EV 2813 : 2 Var.
Wenn im Frühling die Kälte den Froschlaich beschädigt, zerstört der Sturm auch den Fischlaich. EV 5094 : 5 Var.
Wenn im Frühling die Eisenten im Meer schreien, (so) sind Fische teuer. EV 4903 : 1 Var.

115. Verhältnisse des Ertrags vom Lande und aus der See
Wenn es am Matthiastag (24. II) schneit, so gibt es viele Beeren und Käfer. EV 6273 : 18 Var.
Wenn man etwas aus dem Wasser bekommt, dann ist auch vom Land (etwas) zu hoffen. EV 13964 : 7 Var.
Wenn bei den Vogelschwärmen bei Frühlingsankunft die längere Reihe landwärts ist, dann ist das Land im Sommer reicher als die See; wenn die längere Reihe aber seewärts ist, dann ist die See reicher als das Land. EV 5973 : 1 Var.

116. Nichtkalendarische Omina des Fischertrags
Der Mittagswind soll des Fischers Brotwind sein. EV 3618 : 1 Var.
Der Südostwind ist des Meeres Rechen. EV 4957 : 2 Var.
Der Ostwind beendet den Fang. EV 1897 : 1 Var.
Der Ostwind bringt die Fische aus dem Meer, der Südostwind aus dem Kessel. EV 1894 : 14 Var.
Der Südostwind treibt die Fische aus dem Meer. EV 2911 : 3 Var.
Der Sturm fängt die Fische aus dem Meer. EV 12054 : 1 Var.
Stilles Wetter ist des Meeres Ruhetag, Wind und Sturm bringen Fischfleisch. EV 13196 : 1 Var.
Wind und Sturm sind des Meeres Festtag; stilles Wetter bringt Fischfleisch. EV 12245 : 11 Var.
Gutes Wetter kann man ja nicht in den Topf tun. EV 887 : 6 Var.
Das Wetter schlecht, es brodelt im Kessel. EV 8218 : 1 Var.
Eher stellt schlechtes Wetter den Kessel aufs Feuer als gutes Wetter. EV 4610 : 1 Var.
Vom Meer her bringt der Donner (d. i. das Gewitter) Fangertrag, vom Lande her der Kälte Not. EV 6729 : 2 Var.
Wenn es viel Seide (d. i. Spinngewebe) regnet, dann kommt viel Fisch heraus. EV 10412 : 1 Var.

117. Andere Beobachtungen der Fische
Wohin der Frosch laicht, dorthin laicht auch der Fisch. EV 4314 : 1 Var.
Je tiefer das Meer, desto mehr Fische. EV 11362 : 1 Var.
Der Hecht ist des Fisches Wolf. EV 871 : 1 Var.

118. Mann und See
Wer nicht zu beten versteht, den schickt aufs Meer. EV 8383 : 2 Var.
Das Meer hat hundert Herzen. EV 6727 : 1 Var.
Das Meer gibt, das Meer nimmt, das Meer beerdigt auch den Mann. EV 6731 : 8 Var.
Der Mann fängt wohl die Robbe, aber die Robbe fängt auch den Mann. EV 6602 : 5 Var.
Das Meer reibt den jungen Mann, das Rasenpflügen den jungen Ochsen auf. EV 6734 : 2 Var.
Das Meer wird schon den Mann machen (d. i. erziehen). EV 6725 : 2 Var.
Was wissen die Frauen davon, was die Männer auf der See sehen (d. i. erleben). EV 7218 : 1 Var.

119. Über das Fischglück
Der Fischer sieht zwei Möglichkeiten: Entweder er bekommt Fische, oder er bleibt ohne. EV 9402 : 4 Var.
Der Fisch springt ohne zu fangen in die Hand, der Sklave ohne zu kaufen an Bord. EV 3040 : 1 Var.
Das Netz sucht nicht den Fisch, der Fisch sucht selbst das Netz auf. EV 14335 : 1 Var.
Ein Fisch ruft ja nicht das Land an. EV 3033 : 2 Var.
Der Fisch kommt ja nicht in die Hose. EV 3032 : 1 Var.
Fische tragen keine Glocke um den Hals. EV 3034 : 5 Var.
Der Fisch hat eine Glocke um den Hals. EV 3050 : 1 Var.
Der Fisch ist (wie) Wasser. EV 3049 : 2 Var.
Der Fisch ― ein glattes Schiff beim Gleiten. EV 3042 : 1 Var.
Der Fisch hat glatte Ohren. EV 3047 : 1 Var.

120. Verschiedenartiges über den Fischfang und den Verkauf der Fische
Steht der Neumond aufrecht, so (liegt) der Fischer ausgestreckt. EV 7555 : 1 Var.
Vor dem Georgstag (23. IV) werden die Netze an den Stock gehängt und die Fische auf den Wagen gelegt. EV 2789 : 1 Var.
Vom Jakobstag (25. VII) an sucht auch der Schiffer einen Hafen. EV 2305 : 1 Var.
Im Frühling driften die Netze, im Herbst sind (sie) befestigt. EV 3640 : 1 Var.
Wer dann, wenn das Eis kommt oder das Eis geht, seine Netze nicht hütet, ist kein Netzbesitzer. EV 2770 : 1 Var.
Mit dem Morgenrot (geht) der Mann aufs Meer, mit der Sonne zum Feierabend (nach Hause). EV 6574 : 2 Var.
Besser fünf Paare in der Virvebucht als tausend in Maluhaua (Virvebucht und Maluhaua sind Ortsnamen im Kirchspiel Kuusalu). EV 14250 : 2 Var.
Naß sind die Hosen (d. i. Kleider) des Seemanns, naß die Socken des Fischers. EV 6713 : 2 Var.
Wenn man sich fürchtet, naß zu werden, bekommt man ja keine Fische. EV 1814 : 1 Var.
Wie der Fisch, so das Netz. EV 3063 : 1 Var.
Warum geht der Strömling ins Netz, wenn vor ihm ein Loch ist. EV 9925 : 1 Var.
Der Fischer darf seine Angel nicht im See lassen. EV 3076 : 1 Var.
Der Fisch hat gesagt: "Wenn du dich auch von verschiedenen Fanggeräten fernhalten kannst, aber wenn man mit Feuer fischt, dann ist es nicht möglich". EV 3056 : 1 Var.
Die Notbeute bleibt in des Netzes Schlinge. EV 1808 : 1 Var.
Wessen Meer, dessen Fische. EV 6718 : 2 Var.
Der Fischer ißt ja keinen Brei. EV 9398 : 1 Var.
Der Kopf dem Fänger (od. Fischenden), der Schwanz dem Empfänger (od. Bekommenden), die Mitte dem Kochenden. EV 8470 : 40 Var.
Ein Teil dem Gott, zwei dem Fischer. EV 15006 : 2 Var.
Hundert Strömlinge und ein Päckchen Streichhölzer sollen immer den gleichen Preis haben. EV 9926 : 1 Var.
Fang Fische im Meer, fang sie nicht beim Käufer. EV 3072 : 1 Var.
Iß den Fisch, aber nicht den Angler des Fisches. EV 3074 : 1 Var.
Wasser wird schon die Schulden bezahlen. EV 13969 : 8 Var.

121. Schiff, Schiff-fahrt, Seemann
Ein zäher Baumstamm zerrt zu den Steinen, ein glatter Stamm geht glücklich hindurch. EV 6180 : 1 Var.
Wer das Schiff tadelt, der verliert das Leben. EV 5267 : 1 Var.
Ein Elender, der den Kahn auf dem Wasser läßt. EV 14176 : 1 Var.
Teer verursacht keine Krankheit. EV 12315 : 1 Var.
Eher endet in der Hölle das Feuer als auf dem Schiff die Arbeit. EV 9200 : 2 Var.
Unter Steinen, über Eis (Mit dem Boot soll man unter dem Wind an Steinen, dem Wind zugekehrt am Eis vorbeifahren). EV 3925 : 1 Var.
Die Handflächensegel werden uns schon hinbringen. EV 4430 : 1 Var.
Die Hand des Seemannes ist wie das Maul des Schweines: Wo sie anpackt, da kommt ein Stück (los). EV 6711 : 1 Var.
Es gibt auf der Welt drei Ämter, von denen der Mensch, wenn er sie einmal ausgeübt hat, nicht mehr ablassen kann; das sind das Kartenspiel, das Schnapstrinken und die Seefahrt. EV 4274 : 1 Var.

BE. JAGD, JAGDMANN

122.
Jagen, das ist eine ansteckende Krankheit. EV 2374 : 1 Var.
Jagd ist mehr als Fell. EV 2375 : 1 Var.
Jagen ist mehr als ein Hase. EV 721 : 8 Var.
Blei sucht Fleisch. EV 12013 : 1 Var.
Die Flinte ist fleißiger als das Rebhuhn. EV 9388 : 1 Var.
Der Jäger erbeutet nicht laufend, sondern wartend. EV 2372 : 1 Var.
In der Falle ist des Tieres Unglück, des Herrn Glück. EV 9405 : 1 Var.
Was die Fänge fangen, das bekommt der Herr (d. i. der Besitzer). EV 9404 : 10 Var.
Kein Jäger vermag seinen Dachwinkel instand zu setzen. EV 5199 : 2 Var.
Das Schwein pflügt des Jägers Feld. EV 10401 : 1 Var.
Des Jägers Brot ist auf dem Baumstumpf. EV 2371 : 1 Var.
Der Jäger ist immer hungriger als der Bettler. EV 5196 : 1 Var.
Die Flinte ernährt nicht die Familie, die Harfe erzieht nicht die Kinder. EV 9386 : 1 Var.
Das Jägeramt zwingt die Füße in den Arsch (d. i. verdirbt die Füße). EV 2370 : 1 Var.
Der Jäger bringt kalte Handschuhe (mit). EV 5198 : 1 Var.
Dem Erleger eines Bären soll das Bett, dem Erleger eines Elchs der Sarg bereitstehen. EV 3304 : 10 Var.

BF. DIENST UND AMTSPERSONEN

123. Das Erhalten und Behalten eines Berufs
Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. EV 2620 : 4 Var.
Gibt Gott den Verstand, so gibt er auch die Stelle (d. i. das Amt). EV 2515 : 1 Var.
Nicht derjenige ist ein Mann, der das Amt bekommt, sondern derjenige, der das Amt festhält. EV 270 : 1 Var.
In die Amstlade muß jeder zahlen, der ein Amt haben will. EV 260 : 1 Var.

124. Ein Beruf belastet und schändet nicht
Das Amt fragt nicht nach Brot. EV 257 : 60 Var.
Schmiedearbeit (od. ein Handwerk) trägt man ja nicht auf dem Rücken. EV 10303 : 18 Var.
Das Amt ist ja nicht auf dem Rücken zu tragen. EV 266 : 7 Var.
Amt und Können sind nicht zur Last. EV 262 : 1 Var.
Das Amt schändet nicht den Mann, wenn der Mann das Amt nicht schändet. EV 259 : 7 Var.
Kein Amt ist so schlecht, daß es den Mann nicht nährt. EV 269 : 3 Var.
Alles, was Brot gibt, ist ein Amt. EV 263 : 25 Var.
Das Amt ist des Mannes Ehre. EV 258 : 3 Var.

125. Ein Beruf bringt Nutzen, ernährt
Ein Handwerker verhungert nie. EV 279 : 1 Var.
Ein Handwerker bekommt überall Brot. EV 281 : 1 Var.
Wer ein Amt hat, der hat Brot. EV 273 : 5 Var.
Das Amt ernährt immer den Mann. EV 265 : 10 Var.
Das Amt ist des Menschen Ernährer. EV 264 : 1 Var.
Das Amt gibt, die Faulheit nimmt. EV 255 : 1 Var.
Wer ein Amt hat, der hat Gewinn vom Amt. EV 272 : 1 Var.
Spät herein, früh heraus. EV 1261 : 1 Var.
Des Handwerkers Feld liegt nie brach, es trägt immer ( Früchte). EV 278 : 1 Var.
Hast du kein Amt, dann kannst du nicht Samt tragen. EV 276 : 1 Var.
Die Arbeit kostet eine Kopeke, das Geschäft (d. i. das Amt) zwei. EV 12520 : 1 Var.
Der Schmied hat so lange reines Brot, bis des Blasebalgs Maul noch klappert. EV 10310 : 3 Var.
Der Schmied hat eine schmutzige Arbeit, aber weißes Brot. EV 10314 : 1 Var.
Der Schmiedegeselle hat sieben Mützen. EV 10300 : 1 Var.
Der Schuster hat einst gesagt: "Solange es die Mode gibt, daß die Menschen auf Füßen gehen, werde ich keinen Arbeitsmangel leiden!". EV 3791 : 1 Var.
Zu einem Handwerker (od. Geschäftsmann) gehen die Weiber immer zu Besuch und die Ehefrauen laufen ihm zu. EV 277 : 1 Var.

126. Das Ziehen des Gewinns beim Handel, das Ausbeuten, die Bestechung, der Betrug
Des Schmiedes jeder Hammerschlag kostet eine Kopeke. EV 10305 : 1 Var.
Stich undicht und lang, dann bekommt jedermann seinen Teil (Der Schneider). EV 8906 : 3 Var.
Was über die Schere fällt, gehört dem Schneider. EV 5019 : 1 Var.
Ein reicher Müller hat immer zwei Besen: Einen alten Besen, mit dem die Mühlgäste fegen, und einen neuen, mit dem er selbst die Mühlgäste fegt. EV 9732 : 1 Var.
Der Handschuh als Sack, der Daumen (des Handschuhs) als Metze. EV 3810 : 6 Var.
Der Handschuh ist des armen Menschen Sack, der Daumen die Metze. EV 3811 : 1 Var.
Der Müller und der Schenkwirt sind den Menschen niemals zu Gefallen. EV 7102 : 1 Var.
Der Schenkwirt und der Müller kommen nicht in den Himmel: Der Schenkwirt schenkt den Becher nicht voll und der Müller nimmt haufenweise Mühlenkorn. EV 4883 : 1 Var.
Verwehr dem Schenkwirt nicht die Kopeke und dem Müller (nicht) die Metze (d.i. das Mühlenkorn). EV 4884 : 2 Var.
Des Müllers Metze und des Kruges Maß müssen bezahlt sein. EV 7103 : 3 Var.
Der Schenkwirt ist des Bettlers Knecht. EV 4880 : 2 Var.
Es lohnt sich nicht, ein Ei gegen ein Ei zu tauschen. EV 6900 : 12 Var.
Es lohnt sich nicht, Geld gegen Geld zu tauschen. EV 9418 : 1 Var.
Willst du Kaufmann werden, so verkauf zuerst dein Gewissen. EV 3503 : 1 Var.
Des Meisters Finger sind ölig. EV 6708 : 1 Var.
Ärzte und Advokaten wollen geschmiert werden. EV 391 : 1 Var.
Wie der Timpf (d. i. der Ferding od. das Hühnchen), so die Gesundheit; wie der Arzt, so die Hilfe. EV 11984 : 25 Var.
Hilft es oder nicht, den Lohn muß man immer bekommen. EV 19 : 1 Var.
Schreiber, Radierer, alle essen von unserer Mühe. EV 3851 : 2 Var.

127. Alles für andere, nichts für sich selbst
Der Schuster hat keinen Stiefel und der Schneider keine Kleider. EV 3788 : 50 Var.
Des Schmiedes Pferd (ist) ohne Eisen, des Schmiedes Frau ohne Messer. EV 10311 : 7 Var.
Der Schmied hat ja kein Messer und keine Axt. EV 10304 : 15 Var.
Bast um die Taille hat eine Gürtelweberin, und eine Holzsichel des Schmiedes Frau. EV 7427 : 3 Var.
Wer in der Nähe der Stadt lebt, der stirbt an Salzhunger. EV 5961 : 1 Var.
Arzt, hilf dir selbst!. EV 389 : 8 Var.

128. Eine Amtsperson ist mobil
Des Handwerkers Werkzeug ist auf dem Schlitten. EV 329 : 1 Var.
Des Schmiedes Werkzeug ist auf dem Schlitten. EV 10312 : 1 Var.
Des Arztes Werkzeug ist auf dem Schlitten. EV 393 : 1 Var.
Des Schulmeisters Handwerkszeug ist auf dem Schlitten. EV 4339 : 4 Var.
Des Försters Habe ist immer auf dem Schlitten. EV 6801 : 5 Var.

129. Einiges über Kinder und Schweine der Amtspersonen
Des Schulmeisters Kinder oder der Kneipe Schweine. EV 4338 : 1 Var.
Der Insten Kinder und der Mühle Schweine sind mutig. EV 6855 : 1 Var.
Des Müllers Schweine und des Junkers Pferde sind immer fett. EV 7105 : 10 Var.
Des Pastors Söhne und des Müllers Schweine sind gleich. EV 14742 : 1 Var.

130. Vergleiche und Eigenarten der Amtspersonen
Wohin legt jeder Arbeiter seine übriggebliebenen Stücke (d. i. die Reste): der Schuster in den Stiefelabsatz der Schneider in den Rockkragen, der Maurer in die Mauer. EV 12572 : 1 Var.
Das Schwein und der Schmied sind dasselbe: Das Schwein macht Dreck, der Schmied macht das Eisen neu. EV 10374 : 3 Var.
Der Müller lebt mit Wasser und Wind. EV 7101 : 1 Var.
Die Schenkwirtin hat die größte Geduld. EV 4885 : 1 Var.
Der Schuster soll den Draht nach beiden Seiten ziehend immer in Richtung der Hölle nähen; der Schneider aber (soll) die Hand aufwärts strekkend in Richtung des Himmels (nähen). EV 3790 : 2 Var.
Wessen Füße nicht verkrüppelt sind, der ist wirr im Kopf. EV 2400 : 14 Var.
Schneider, Strömling und Schwalbe ― diese sterben am leichtesten. EV 9934 : 1 Var.
Der Arzt tanzt nach der Kranken Pfeife. EV 395 : 1 Var.
Wenn man im Dorf auch nur Hahnbier oder Hennenbier anbietet, der Schulmeister wird immer gerufen. EV 5057 : 1 Var.

BG. VERSCHIEDENE BERUFE IM VERGLEICH ZUEINANDER. DAS BEVORZUGEN DER FELDARBEIT. NEUN BERUFE, DER ZEHNTE IST DER HUNGER

131.
Der Bauer ist des Schicksals Sklave. EV 9190 : 1 Var.
Der eine ist zum Dichter, der andere zum Sänger, der dritte zum Wenden, der schwarzen Erde geboren. EV 15004 : 1 Var.
Der Bauer ist von alters her reich, der Handwerker zeitweilig reich, der Kaufmann ab und zu reich, der Fischer im Frühling reich, der Speicherwächter im Herbst reich, der Waldmann (d. i. der Jäger) nie reich. EV 9191 : 115 Var.
Der Bauer schläft, das Feld wächst; der Handwerker schläft, die Arbeit steht. EV 9189 : 20 Var.
Wenn der Bauer schläft, dann wächst das Feld; aber wenn der Knecht schläft, dann schläft auch das Feld. EV 8606 : 2 Var.
Besser eine Schürzenvoll Feld als Handarbeit. EV 9183 : 1 Var.
Des Pflügers Hut ist mehr als des Handwerkers Pferd. EV 5167 : 2 Var.
Bauern und Seeleute haben keinen Feiertag und keine Nacht. EV 9188 : 1 Var.
Der Jäger lobt den Abend, der Fischer den Morgen. EV 6796 : 4 Var.
Der Jäger wird wohl eher Hunger leiden als der Fischer (od. Seemann). EV 6795 : 1 Var.
Ein nasser Jäger und ein trockener Fischer sind beide unglücklich. EV 7085 : 4 Var.
Geht der Jäger in den Wald, dreh den Kessel um; geht der Fischer auf den Fischfang, stell den Kessel aufs Feuer. EV 2373 : 25 Var.
Der Fischer ernährt eine Katze, der Jäger ernährt niemanden. EV 3080 : 40 Var.
Der Jäger ernährt den Hund, aber der Fischer nicht mal eine Katze. EV 5197 : 2 Var.
Neun Ämter, das zehnte der Hunger. EV 14836 : 140 Var.
Wer alle Arbeiten macht, der alle Hunger sieht. EV 12450 : 4 Var.