Verschiedene Gebräuche und Sitten


Ostergebräuche

1.

Kurz vor Sonnenaufgang muss man am Ostersonntag mit zwei Krugen in den Wald gehen und dort von einer Quelle oder einem Bach Wasser schöpfen. Auf dem Nachhausewege darf kein Wort gesprochen werden. Wenn man angeredet wird, darf man nicht antworten, nicht einmal durch Zeichen darf man sich verständigen, sonst ist die Wirkung des Wassers vorbei. –
Dieses Wasser hat die Eigenschaft jung und schön zu erhalten auf ein Jahr, bis zum nächsten Ostern.

2.

Man muss sich am Ostersonntag in einer Quelle spiegeln, dann bleibt man jung und schön.

3.

Man muss sich von der Ostersonne bescheinen lassen, Mittags um 12 Uhr. Diese Mittagsonne hat die Eigenschaft Runzeln und Pickel verschwinden zu lassen, die Haut jung und straff und zart zu erhalten.

4.

Eierkicksen
Man denkt sich einen Wunsch aus und einer nimmt ein Ei und kickst damit dasjenige des andern. Bleibt das Ei heil, geht der Wunsch in Erfüllung, zerbricht das Ei, kommt das Gedachte nicht aus.

5.

Eierverstcken – Eierfärte
Man versteckt die Ei und lässt sie von der Kindern suchen. Die Eier werden gefärbt, weil man dabei an das Wiedererwachen der Natur, an die bunte Einkleidung der Erde, – das Blühen und Knospen im Frühling denkt.


Johannistag

1.

Brennende Teertönnen und Riesighaufen, damit verbunden Weintrinken (Johannisbeerwein) übers Feuer springen u. Reigen tantzen (alte Sitte).

2.

Am Johannisabend gehen die jungen Mädchen zu einem Kreuzwege und sammeln 12 Kräuter. Diese stecken sie unter das Kopfkissen, dabei darf nichts gasprochen werden. Auch später darf man nicht reden, sonst ist der Zauber vorbei. Was man dann in der Johannisnacht träumt, geht in Erfüllung.

3.

Man sammelt siebenerlei Kräuter an einem Kreuzwege. Bei jedem Kraut wird an einen Wunsch gedacht. Diese sieben Kräuter werden unten das Kopfkissen gesteckt. Wenn man am andern morgen bei jedem Kraut den Wunsch behalten hat, dann geht das Gedachte in Erfüllung.

4.

Man nimmt am Johannisabend einen schwarzen Kater, verbinckt ihm die Augen und geht mit ihm an einen Kreuzweg. Dann läßt man den Kater laufen, nach welcher Richtung der Kater läuft, von dort wird der Bräutigam kommen.

5.

Jäger gingen oft am Johannisabend an einen Kreuzweg und gossen dort aus Klei Kugeln. Das waren Glückskugeln. Sie trafen unfehlbar.


Weihnachten

Oft schmückten die alten Balten in Walde einen Baum mit allerlei Essbarem, damit auch die Vögel und Tiere Weihnachten hätten.


Neujahr

1.

Man nimmt am Sylvesterabend eine Grosse Schüssel und klebt kleine Zettel an den Rand. Auf diese Zettel schreibt man verschiedene Bedeutungen. Dann nimmt man eine Wallnussschale und steckt einen Lichtstumpf hinein und lässt das "Schiffchen" schwimmen.

2.

Man nimmt zwei Wallnussschalen. Steckt in jede einen Lichtrest. Dann rührt man das Wasser um und läßt die "Schiffchen" schwimmen, wobei man bei dem einen "Schiffchen"an den Namen eines Bekannten denkt und dem anderen "Schiffchen" seinen eigenen Namen gibt. Wenn die beiden "Schiffchen" sich treffen, dann wird der Betreffende sich mit einem verloben.

3.

Man stelle sich in der Sylvesternacht, kurz bevor die Uhr 12 schlägt, von einen Spiegel, vor dem zwei Leuchter stehen. Man mub dabei ganz still zu Werke gehen, und man mub ganz allein in ganzem Haus sein. Mit dem Schlage zwölf wird der Zukunftige – durch die Tür hereintreten. Kommt aber keinen und bleibt die Tür geschlossen, – dann heiratet man in dem bestimmten Jahre nicht.

4.

(Man stelle) Oft stellen die jungen Mädchen in der Sylvesternacht ein Gedeck für zwei Personen auf den Tisch, wobei sie ganz allein im Zimmer sich befinden müssen. Mit dem Schlage zwölf tritt dann der Zukünftig in das Zimmer und setzt sich an den Tisch.

5.

Recht verbreitet ist auch die Sitte des "Wasserglasschauens". In den Sylvesternacht nehmen die Jungen Mädchen ein Glas Wasser, lassen einen Ring, am besten einen Trauring hineinfallen und sehen eine lange Zeit unausgesetzt ins Wasser und auf den Ring. Nach einigen Zeit erblick man ein Bild auf dem Grunde des Glases, das man beliebig für die Zukunft deuten kann.

6.

Auch das Glücksgieber ist sehr verbreitet. Man nimmt ein Löffel mit Blei, schmilzt es und wirft den Löffel dem Blei oder Zinn in einen Eimer mit kaltem Wasser. Sobald das Blei kalt geworden ist, nimmt man es heraus und deutet was es vorstellt.

Variation. Manche behaupten man müsse das gütig gegossene "Glück" – an eine halbbeleuchtete Fläche halten und den Schatten, den das Glück werfe deute man dann beliebig für die Zukunft.

7.

Man legt verschiedene Gegenstände unten Untertassen oder Teller. Dann hebt man mit geschlossenen Augen einen Teller ab und der Gegenstand, der darunten sich befindet, hat eine Bedeutung für das folgende Jahr.

Variante Man nimmt 7 Gegenstände. Eine Krone – Ehre, ein Goldstück – Reichtum, eine Treppe (Treppe in dem Himmel) – Tod, ein Kranz – Verlobung, ein Träuming – Vermählung, ein Reisebillett – Reise, eine Medizinflasche – Krankheit. Mit diesem Gegenständen verfährt man auf die bereits beschreibene Weise.

8.

Viele treten in der Sylvesternacht vor das Haustor und fragen den erstern Vorübergehenden um seines Namen. Wie der Name lautet, so wird der (die) Zukünftige heiben.

9.

Man trinkt am Sylvesterabend Punsch.

10.

Die junge Mädchen nehmen am Neujahrstäge eines Schuh oder einer Pantoffel und werfen ihr über die Achsel. Nach welcher Seite der Schuh fliegt, von dort kommt der Bräutigam.


Heilige drei Könige

An diesen Tage hurscht die Sitte, dab man sich verkleidet und von Haus zu Haus zieht und für Gaben singt.


Martini

Zu Martini essen alle Balten Gansebraten. Man verkleidet sich und geht zu Bekannten. Wenn man nicht erkannt wird, bringt es einem Glück.


Polterabend

Am Vorabend eines Hochzeit legte man Glas- und Geschirrscherben in eines Lack und Band der Lack zu. Darauf wurde die Tür zu der Kammer worin sich das Paar befand eines Spalt weit geöffnet und der Lack hineingeschlendert, worauf der Werfer schnell verschwand. Je lauter der Lärm, desto gröber das zukunftige Glück des junges Paares. Daher das Ausdruck – Polterabend, welcher den Abend vor dem Hochzeitstage bezeichnet.


Julklapp

Zu hohen Festtagen herschte auch die Sitte des Julklapps. Ein kleinen Gegenstand wird in viele Hülles, in Papier gewickelt und auf jedem Papier steht ein Name geschrieben.An die betreffende Person wird dann der in viele Hülles gewickelte Gegenstand weitergegeben. Bis dei letzte Person das Paket erhält und damit der Gegenstand.


Baltischer Aberglaube

1.

Auf den Haushund wird viel geachtet bei der Balten. Sein Gehaben wird oft auf verschiedene Art gedeutet.

2.

Heult ein Hund, so bedeutet es Unglück. Heult er mit dem Kopf gesenkt, so mubte unbedingt jemand sterben, heulte er mit dem Kopf nach oben, so kam Feuerbremst ins Haus.

3.

In einigen Dörfen wurde sogar dem Läuserchen verschiedene Bedeutung gegeben.

4.

Kommt die Herde nach Hause, so ist es von groben Bedeutung, welche Kuh vorangeht. War es eine rote oder weibe, so war gutes Wetter am folgenden Tage, war es aber eine schwarze oder dunkle, so folgte Regenwetter.

5.

Auch der Spinne werden verschiedene Bedeutungen gegeben. Die Spinne kann gutes oder Schlechtes bedeuten. Leicht man sie am Abend, bringt sie Glück, sieht man sie am Morgen – bringt sie Unglück. "Spinne am Morgen – bringt Sorgen. Spinne am Abend – erquickend und labend."