Von Zeit und Tagen

Sie beobachten, wann sie des Morgens frühe aus dem Hause gehen, was für ein Thier oder Vieh ihnen entgegen komt, und daraus urtheilen sie was ihnen des Tages über begegnen und zustossen werde.

Sie sehen nicht gerne dasz ihre Krancken im neuen Mond sterben, weil sie dafür halten, sie nehmen alsdenn alles Glück mit sich hinweg; dahingegen die, welche im alten Mond sterben ihnen solches zurück lassen sollen.

Am Qvatember waschen sie nimmer ihre linnen Kleider, meinen, es sollen solche alszdann bald verschliessen. Sie halten auch an dem Tage aus eben der Ursache kein Leinwad auf der Bleiche, tragen es allemal ein, und haltens in der Stube bisz folgenden Tag.

Im Herbst jagen sie ihre Schafe auffs Roggen Grasz, und geben dabey achtung welche stehend und welche kniend fressen, die stehend fressen sollen gesund seyn und den Winter überleben; die aber, so bald sie aufs Roggen Grasz kommen, sich auf die Knie legen, sollen kranck seyn und den folgenden Sommer nicht erleben, weszwegen sie dann solche insgemein entweder selbst schlachten oder verkauffen. Sie halten auch dafür, dasz wann das Roggen Grasz im Herbst von den Schafen gefressen wird, dasz alszdenn der Roggen desto besser wachsen und grob-körnig werden solle.

Am Neuen jahrs Tage decken sie das Feuer mit Fleisz zu und machen die Asche oben gantz eben, geben dann acht was für Fuszstapfen sie des Morgens darauf finden, messen solche ab, und meinen dann, dessen sie seynd, der werde das Jahr gewisz sterben.

Am Matthias Tage lassen sie keine Spindel in ihrem Hause sehen, sondern verstecken solche mit Fleisz, und wollen dadurch verhüten dasz ihnen die Schlangen keinen Schaden zufügen sollen.

Sie lassen auch an eben diesem Tage nichts sichten, noch einigen Sieb sehen, und meinen damit abzuwenden, dasz dasselbe Jahr nicht viel Fliegen und Ungeziefer werden solle.

Am Aschermittwoch, welchen sie genau beobachten, nehen und knütten sie nimmer, meinen, ihr Vieh werde sonst hinckend werden, oder das ümlauffen bekommen.

An eben diesem Tage spannen sie keinen Ochsen zum ersten mahl an, befürchten sich, die Hörner möchten so mürbe werden als Asche, und derselbe Ochse nicht lang brauchbar bleiben.

Das thun sie auch nimmer am Tage Luciae, sagen die Hörner sollen dann bald verschliessen und wie Sand werden.

Am Tage Laurentii machen sie kein Feuer auf, dahero sollen sie des Jahrs über frey seyn vom Feuerschaden.

Derer Verstorbenen Seelen halten sie jährlich am Tage aller Seelen ein Gastmahl, da sie dann allerley Speisen zurichten, dieselben in einer dazu bereiteten und angehitzten Badt- oder andern Stuben auf die Diehle niedersetzen, worauf denn der Hauszwirth selbst auf den späten Abend hineingehet, das Feuer hält, und die Verstorbenen, als nemlich seine Eltern, Verwandten, Kinder und Angehörigen mit Nahmen ruffet und bittet, dasz sie kommen und essen möchten, wann er nun meinet das sie wohl gegessen, hauet er den Pergel, damit er das Feuer gewiesen, auf der Tührschwell entzwey, und gebeut den Seelen dasz sie wieder ihres Weges gehen sollen, sie hätten nun gnug gegessen und getruncken, solten derwegen wieder an ihren Ohrt hinwandern, sich aber hüten, dasz sie nicht aufs Roggengrasz treten, die Wurtzel verletzten, und also im künfftigen Jahr etwa einen Miszwachs verursachen möchten. Wie sie es dann unter sich, wann ein Miszwachs einfällt, ins gemein denen Seelen beymessen, und sagen, weilen selbige entweder gar nicht oder doch nicht wol gespeiset weren, hätten sie sich darüber erzürnet, und das Roggengrasz zutreten, dasz es nicht wachsen können.

Es giebt auch der, welcher solcher gestallt die Seelen tractiret, genau achtung, ob er etwas zu sehen bekomt, da dis, hält er dafür es werde er, oder sonst jemand in denselben Hausz-Gesinde das Jahr sterben; wo er aber nichts siehet, sollen sie allerseits dasselbe Jahr überleben.

Zwischen Allerheiligen und Martini kämmen sie keine Wolle, sagen, dasz dann die Schafe desto wollreicher werden sollen.

Die Strandt-Leute knütten und flicken dann auch des Abends zwischen solcher Zeit keine Netze, halten dafür, sie sonst mit selbigen nichts fangen und unglücklich in der Fischerey mit der gleichen zu der Zeit gebesserten Netzen seyn würden.

Am Blasii Tage enthalten sich insgemein die Strandtleute des Fischens auf der See, weil sie diesen Tag für andern gar unglücklich zu fischen und auf der See zu fahren achten.

Am St. Catharinen, auch Marci Tage schiest unter ihnen kein Schütze einigerley Wildt, sagen, dasz sie dann das gantze Jahr über im Schiesen kein Glück haben, und ihre Röhre verderben würden.

Sie haltens vor glücklich, wann sie am heiligen Christ-Tage niesen, und damit sie solches zu wege bringen mögen, nehmen sie selbst, und geben ihrern gantzen Hauszgesinde Niese-Toback. Niesen sie aber den Tag nicht, so halten sie dafür, dasz sie dasselbe Jahr über weder Stern noch Glück, viel weniger Gedeyen an ihrem Viehe haben werden. Wie sie es dann auch für gar unglücklich halten wann sie diesen Tag ohngefähr von jemand gestossen oder auf den Fusz getreten werden.

Am St. Stephans-Tage reiten sie gemeiniglich ihre Pferde und lassen selbigen die Ader, weil solche alsdenn wohl gedeyen und hurtig werden sollen.

Ihre Hopffen-Wurtzeln versetzen sie ins gemein in den ersten Wochen-Tagen, und halten dafür, dasz solche alsdann alsofort in dem ersten, andern und dritten Jahre tragen sollen.

Ihre Pferde, Ochsen und Fercken schneiden sie gemeiniglich am Sontage, weil sie es für böse halten an dem Tag zuschneiden, an welchem das Messer gemacht ist; damit sie nun nicht eben einen solchen Tag treffen mögen, nehmen sie den Sontag dazu, da sie gewisz seyn, dasz am selbigen kein Messer geschmiedet worden,

Sie sehens nicht gerne, wann man ihnen am Montage zuspricht, weil sie meinen, sie werden alsdann die gantze Woche durch überlauff haben.

Den Donnerstag halten sie sonderlich hoch und heilig, brauchen ins gemein am selbigen ihre Zauberhändel, enthalten sich vielerley Arbeit, und ist derselbe bey ihnen in viel grössern Würden als der Sontag. Rühret noch, wie hierunter davon etwas breitere Meldung geschiehet, aus dem Heyden-thumb her, in welchem sie diesen Tag dem domahlen in allen Mitternächtigen Ländern beruffenem und groszgeachteten Abgott Thor zu Dienst und Ehren gefeyret haben.

Am Abend dieses Tages Spinnen sie nimmer, sagen, sonst könne das Viehe nicht gedeyen, auch verursache es denen Schafen das Umlauffen.

Auch hitzen sie keine Badstuben des Donnerstags Abends.

Ihre Kinder bringen sie gerne und gemeiniglich am Donnerstage zur Tauffe, und haben dabey den Aberglauben es werden dieselbe umb so viel besser gedeyen.

Ihre Schue oder Basteln schneiden sie nimmer am Freytage.

An diesem Tage lassen sie sich nicht gerne eheligen, fangen auch an selbigen nichts angelegenes, und worin sie Glück zu haben verhoffen, an.

Am Sonnabend (welches ihr Bade-Tag ist) machen sie niemaln die Lauge, womit sie sich waschen wollen, des Nachmittags, sondern verfertigen selbige entweder des Freytags vorher, oder des Sonnabends Vormittag. Nun hat einsmals ein sonst feiner und Ehrbarer Mann aus ihnen erzehlet, es sey einst in seinem Hause aus Unbedachtsamkeit der Magd des Sonnabends Nachmittag Lauge gemacht worden, da wäre dieselbe alsobald zusammen geloffen und als geronnenes Biut geworden.