Von Kindern

So bald ihre Kinder zur Welt gebohren sind, musz die Hebamme sich mit selbigem zu oberst an den Tisch setzen, und sollen sie, wie sie närrischer Weise dafür halten, hernach mehr als andere geachtet und geehret werden.

Ehe sie ein neugebohrnes Kindlein der Mutter in die Hand geben, legen sie es zuvor der Mutter zum Füssen, und musz selbige mit ihrem lincken Fusz auf des Kindes Mund drukken, und dann sind sie der Meinung, das Kind werde ihnen allezeit willig und gehorsam seyn.

Sie glauben, die Kinder, welche am Freytage oder Sonnabend gebohren werden, sollen spät oder gar nicht verheuratet werden.

Sie beobachten fleiszig wer zum ersten, nachdem das Kind gebohren ist, in das Hausz komt; ists eine Manns-Person, so soll das nachfolgende Kind ein Knäblein- da aber eine Weibs-Person, so solls ein Mägdlein werden.

Wann sie ihre Töchterlein zum ersten mahl baden, füllen sie den Kessel oder das Gefäsz nicht gantz voll mit Wasser, und wollen dadurch verhüten, dasz sie hernächst üm so viel weniger von ihrem Fluxu menstruo sollen beschweret und überhäuffet werden.

Das Wasser, womit das Kind gewaschen ist, werffen sie nimmer an einen solchen Ort, da viel Leute gehen, weil sie der Meinung sind, ein solches würde hernach von jedermann verachtet seyn, und allen Leuten unter Füssen liegen müssen.

Wann sie ihre junge Kinder baden, fassen sie seibige bey den Füssen und schütteln sie lang und breit, dann soll, nach ihrer thörichten Einbildung, aller Verstand von unten auf in den Kopff fallen und sich versamlen.

Sie sehen sich wol für, dasz nichts über des Kindes Kopff hingereichet werde, weil sie meinen, das Kind werde alsdann nicht wachsen können. Da aber solches ja unversehens geschieht, ziehen sie die Haare mitten auf dem Kopffe ihnen in die Höhe, so soll es dann nicht schaden.

Sie verwahren mit Fleisz mit ihre Schlüssel, dasz die Kinder seibige nicht bekommen und in den Mund stecken mögen, sagen, sie sollen davon mit viel und grossen Zahnwehetage geqvälet werden.

Sie lassen die Kinder nimmer gerne Bier oder Brandtwein aus der Schrauben einer Flaschen zu trincken geben, weil sie dafür halten, sie würden dann sehr vergessen werden und an ihrem Gedächtnisz Mangel bekommen.

Sie stehen in den Gedancken, was das Kind am ersten angreifft, dazu soll es Lust, auch dabey Glück und Fortgang haben. Sie aber selbst legen den Kindern vor, oder geben ihnen dann, wozu sie dieselbe gewehnet haben wollen, in die Hand, als ein Beil, ein Netz und dergleichen.

Am Freitage lausen sie ihre Kinder nimmer, dann sie befürchten, sie würden alsdann noch mehr Läuse und einen schörffichten Kopff bekommen.

Wann ihre Kinder die Hunde-Seuche haben (welche sie ihrer Meinung daher bekommen sollen, wann die Mutter vor der Entbindung die Hunde mit den Füssen stossen, oder auch wann die Hunde den Müttern zwischen den Beinen durchlauffen) lassen sie dieselbige drey Wochen nach einander allemal am Donnerstage wägen, und bilden ihnen ein, es soll alsdann vergehen. Auch bieten sie einem Hunde einen Bissen Brodts dreymal, dann nehmen sie das Brodt und geben es dem Kinde zu essen, so soll es wieder appetit bekommen, wol zu nehmen und gesund werden.

Wenn sie das Kind zum ersten mahl in die Wiege legen, so legen sie bey selbiges mit ein, ein Messer, ein X Schlüssel und etwas roht Garn, und dann solls von aller Bezauberung befreyet seyn.