Beym Heuraten, Värlöbnissen und Hochzeiten

Sie freyen und halten ihre Hochzeiten allemahl im neuen Mond, weilen sie in der festen Einbildung stehen, dasz sie alszdenn besser Glück und Segen als sonst haben, auch ihre Weiber solcher gestalt fein jung und glatt bleiben, da sie hingegen wenn sie im alten Mond gefreyet werden, bald alt und runtzlich werden sollen.

Der Freyer reitet nimmer auf einer Stute auf die Freyerey, weiln sie dafür halten, es werde ein solcher alsdann keine Söhne, sondern lauter Töchter zeugen.

Es ist bey etlichen unter ihnen diese gottlose Weise, wenn einer den Korb bekompt, und er daher der Dirne, so ihm solchen gegeben, übel wil, schlägt er mit seinem Membro virili an die Hauszthür-Pfosten, und sovielmahl er das thut, so viel Jahre hernach soll (wie ihnen der ledige Teuffel eingebildet) die Dirne unverheurahtet bleiben.

Wann ein Paar verlobt wird, so sehen sie zu, welches unter ihnen das andere unvermerkt könne auf den Fusz treten, und meinen dann, dasselbe soll das Regiment und die Oberhand behalten.

Nach der Copulation pflegen Sie Braut und Bräutigam hoch aufzuheben, und glauben dabey, je höher sie gehoben, je besser Glück sie haben werden.

So bald nach der Trauung fasset der Bräutigam die Braut bey der Hand und läufft so geschwind er immer kan mit ihr zur Kirchen hinaus, weiln sie in der Meinung stehen sie werden dann geschwind und hurtig in ihrer Hauszhaltung und allem thun werden.

Im Hochzeit-Hause zünden sie 2 Liechte an, eins für dem Bräutigam, das andere für die Braut, und dessen Liechte am ersten ausbrennt, das soll unter ihnen am ersten sterben.

Wann der Bräutigam geritten komt, läufft ihm alsbald einer entgegen und löset ihme den Sattel-Gurt auf, weil sie dafür halten, dasz alsdann das Weib hernechst eine leichte und sanffte Entbindung haben werde.

Durch die Pforte führen sie keine Braut ein, durch welche sie einen Todten ausgeführet haben.

Wann die Braut eingeholet wird, lassen sie ihr keine Ketten (dergleichen sie zu tragen pflegen) weder üm den Halsz noch Lenden bleiben, müssen auch keine Schellen führen, sondern alles still um sie seyn, dann sie vermeinen, dasz sie alsdenn stille Kinder bekommen werden.

Wann die Braut in des Bräutigams Haus geführet wird und auf einen Wagen oder Schlitten sitzet, sehen sie wol zu, damit ja der Wagen oder Schlitten im Einfahren nirgends wo an stosse, sonst halten sie dafür, sie würden in ihrem Ehestande und Hauszwesen lauter Wiederwertigkeit und mancherley Anstosz haben.

So bald Braut und Bräutigam ins Hausz kommen, setzet sich einer bey das Feuer und hütet dasselbige, dann sie fürchten sich, wann sonst jemand frembdes dazu kommen solte, würden sie eine böse Ehe führen.

Sie führen die Braut durch alle Gemäeher, und musz selbige in die Stube, in die Kammern, Badstube, Viehe- und Pferdeställe, in das Korn-Klet, in den Brunnen, Garlen, auch ins Feuer etwas Geld oder Bärder werffen, und dann sollen sie so vielmehr Glück und Gedeyen in solchen allen haben, da sie dann im Gegentheil, und da dis nicht geschicht, vermeinen, dasz sie weder Glück noch Stern haben würden.

Wann Braut und Bräutigam im Brautgemach am Tische sitzen, werden blosse Degen über sie mit Gewalt eingestossen, über welches Häupt nun der Degen am längsten zittert und bebet, dasselbe soll aus ihnen Beyden am längsten leben.

Der Braut setzen sie am Tische ein Knäblein in den Schoosz, und halten dafür, sie werde alsdann desto mehr Knäblein zur Welt gebähren.

Sie geben fleiszig acht, wenn Braut und Bräutigam zu Bette gebracht seyn, welches unter Beyden am ersten einschläfft, und glauben sicherlich, dasselbe werde auch am ersten von Beyden sterben.

An ihrem Hochzeit-Gelage verschütten sie mit Fleisz das Bier, und sind dabey der Hoffnung, es werde allezeit also bey ihnen fliessen und immer Vollauf seyn.

Wann es am Hochzeit-Tage regnet, halten sie dafür, die Braut werde viel Unglücks auszustehen, und daher häuffig zu weinen bekommen.

Der Bräutigams-Knecht schneidet von einem gantzen Brodte oben ein gar klein Stücklein ab, thut Butter darauf und steckts der Braut in den Mund, daher sollen die Kinder die sie gebähren wird, einen kleinen und glatten Mund bekommen.