Abergläubische Dinge der Ehsten beym Kind-Tauffen

Sie verhüten sorgfältig, dass ihre Kinder nicht nach bestättigung einer Leiche getaufft werden, dann sie dafür halten, es würden solche nicht leben, sondern dem Verstorbenen gleichfalls bald folgen.

Am Freytage lassen sie nimmer, oder doch und allein im Fall der höchsten Noth gar selten ihre Kinder tauffen, meinen, sie würden dann übel- und dem Büttel in die Hände gerahten.

Sie beobachten genau, dasz ihre Kinder nicht an einem Tage an welchem sie gebohren, getaufft werden, die Ursache dessen habe ich von ihnen nicht erfahren können.

Sie haltens für unglücklich wann lauter Mägdlein zugleich zur Tauffe gebracht werden, dann die sollen ihrer Meinung nach, insgemein unverheurahtet bleiben und gar selten Männer bekommen.

Wann ihnen die Kinder nicht gedeyen wollen und zum öfftern absterben, lassen sie die folgenden, da es ein Knäblein, Adam, so es aber ein Mägdlein, Eva nennen, und bilden sich ein, dasz sie dann besser gedeyen und am Leben bleiben werden.

Unter der Tauffhandlung machen sie gemeiniglich den Kindern die Hände losz, weil sie dafür halten, dasz sie dann, wann sie erwachsen fleiszige und hurtige Arbeiter abgeben werden.

Wann Knäblein gctaufft werden, binden sie ihnen Ringe an die Windel-Bänder und glauben, dasz sie desto eher werden verheurathet werden.

Sie binden ihnen auch Geld, Brodt und Knoblauch bey, und meinen dasz sie dadurch theils für aller Zauberey gesichert seyn, theils auch dasz ihnen dergleichen in ihrem Leben nimmer ermangeln werde.

Das überbliebene Tauff-Wasser pflegen sie, wo sie anders dazu gerahten können, hoch auf an die Wände zu giessen, weil sie in der Meinung stehen, dasz solcher gestalt das Kind nachgehends zu Ehren kommen, und über andere zu sprechen haben werde.

Sie geben fleiszig acht ob das Kind unter der Tauffhandlung den Kopff auffhebe oder sincken lasse; da jenes, so soll es Leben, wo aber dieses, vermeinen sie, es werde bald sterben.

Auch halten sie dafür, wenn das Kind unter der Tauffhandlung schläfft, dasz es baid sterben werde.

Es lassen viele die Corallen, welche das Kind hernechst am Haise tragen soll, wanns zur Tauffe gebracht wird mit beybinden, dasz sie solcher gestalt, wie sie glauben, zugleich mit getaufft werden, und schreiben dann selbigen nachgehends sonderliche Kraffte wieder mancherley Zufälle zu.

So lange die Tauffhandlung währet, laufft des Kindes Vater so geschwind er immer kan, üm die Kirche herum, und hat dabey die Meinung, dasz das Kind alsdan werde schnell im Lauffen werden. Dis thun aber insgemeni nur die Strand-Leute, als welche dafür halten, dasz solche Kinder hernechst auf dem Seehunds-Fange im Lauffen übers Eysz die besten und geschwindesten seyn sollen.

Ihre Gefattern enthalten sich vor der Tauffe mit Fleisz des Fleischessens, und glauben, dasz sie solcher gestalt verhüten, damit den Kindern nachgehends die Zähne nicht wehe thun.

Sie nehmen in acht dasz ja niemand unter den Oefattern sich umsehe, damit die Kinder nicht mit Gespenstsehen hernach geplaget werden mögen.

So verhüten sie auch, dasz niemand unter ihnen zeitwährender Tauffe rede, sonst halten sie dafür, das Kind werde, wenn es erwachsen, viel im Schlaffe reden.