Vom Viehe und andern vierfüszigen Thieren

Wann sie das Viehe zum erstenmahl austreiben wollen, vergraben sie Eyer unter die Schwelle, darüber es gehen musz, dann sol es vor Schaden frey seyn.

Auch legen sie ein Ey vor die Stall-Thür und geben achtung, welches Viehe solches zutritt, dasselbe sol den nechsten Winter nicht erleben, oder doch zu Schaden kommen.

Vor St. Jürgenstag hencken sie keinem Viehe einige Klocke an den Hals, dann sie meinen, dasz die wilden Thiere sonst selbigen sehr nachstellen sollen.

Auf die Kälber geben sie acht, wann die gebohren werden, heben sie den Kopf in die Höhe, so sollen sie gedeyen und leben; da sie ihn aber sincken lassen, sterben.

Wann das junge Viehe nicht gedeyen oder zunehmen wil, werffen sie todte Lämmer, Ziegen, Fercken und dergleichen auf die Tächer, so sollen die andern desto grösser und höher wachsen.

Wann das Viehe nach Hausze kompt und Grasz im Munde hat, sagen sie, sol ein knappes Heu-Jahr werden.

Wann das Viehe zu sterben beginnet, vergraben sie eins mit Haut und Haar unter die Viehestalls-Pforte, dann sol das Sterben aufhören.

Wann die Wirthin ihrer Mutter erstes Kind ist, halten sie dafür, sollen alle Kühe erste Kälber ihr nicht gedeyen, drum verkauffen sie auch selbige ins gemein.

Das Joch lassen sie nimmer auf der Erden liegen, geben vor, es sol solches sonst den Ochsen wund machen.

Sie essen auf Fastnacht Schweins-Füsse und tragen die Knochen in den Wald, dann sollen die Schweine den gantzen Sommer im Busche bleiben und sich nehren.

Ihre Füsse waschen sie nimmer mit Lauge, weiln sie meinen, es würden alsdann ihre Schafe nicht gedeyen.

Sie nennen ungerne die wilden Thiere mit dem eigentlichen Nahmen, sondern nennen den Bären Layjalgk, Breitfusz, den Wolff, Hallkuhb, grau Rock, und sind der Meinung, dasz solche ihnen dann nicht so viel Schaden zufügen würden, als wann sie sie bei ihren eigenen Nahmen nenneten.

Auch den Hasen nennen sie nicht, halten dafür, selbiger sonst ihnen auf ihrem Rocken-Grasze viel Schaden thun werde.

ÜberMahlzeit gedencken sie solcher gar nicht, fürchten sich, sie möchten noch viel iresziger und gieriger werden.

Wo sie eine Wolffsspur antreffen, streuen sie Saltz in selbige, so sol dann der Wolff auf selbiger nicht wieder zurück kommen.

Wann ihnen der Wolff ein Schaf, Schwein oder sonst dergleichen entführet, und sie es so bald inne werden, lassen sie eine Mütze, Handschue oder was sie bey der Händ haben, fallen, und meinen, dann solle das Schaf, Schwein, etc. dem Wolffe so schwer werden dasz ers weiter nicht fortbringen könne, sondern liegen lassen musse.

Wann die Wolffe sehr und offt heulen, sagen sie, dasz sie dann zu Gott für Nahrung ruffen, alsdann würden ihnen dicke Stücker Wolcken herunter geworffen, die sie an statt Speise gebrauchten und sich davon erhielten.

Auch halten sie solch Heulen, wann selbiges grosz und ungewöhnlich, für ein gewisses Zeichen bevorstehender Pest und grossen Hungers Noht; welches sie aus der Erfahrung beobachtet zu haben fürgeben.